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Mahnmal an Nazi-Invasion in Budapest geplant

4. Jan. 2014

Analysten des linken Spektrums befassen sich mit den Bedenken von Oppositionspolitikern im Hinblick auf die von der Regierung geplante Errichtung eines Mahnmals, das an die deutsche Besetzung Ungarns 1944 erinnern soll. Es soll am 70. Jahrestag der Invasion am 19. März auf dem Freiheitsplatz gegenüber dem Sowjetdenkmal enthüllt werden. Politiker des linken Spektrums hatten die hastige Entscheidung kritisiert und die Befürchtung geäußert, das Mahnmal würde indirekt die damaligen ungarischen Kollaborateure reinwaschen.

In Népszava glaubt Jenő Veress, dass die Regierung ein „Gegengewicht“ zum Sowjetdenkmal errichten und erklären wolle, allein die Nazis würden die Verantwortung dafür tragen, was geschehen sei – nicht jedoch das Horthy-Regime. Veress glaubt zudem, dass das Mahnmal dem von der Regierung ausgerufenen Holocaust-Gedenkjahr bewusst widerspräche. Der Autor befürchtet, dass das Monument zu einem Treffpunkt für Nazi-Bewunderer werde, und warnt: „Es wird ein Altar für die Hölle.“

Népszabadság beschreibt in ihrem Leitartikel auf der Titelseite das Projekt als eine zynische Maßnahme. Die Regierung lehne damit die Forderung der extremen Rechten ab, das Sowjetdenkmal niederzureißen, während sie es mit einem geplanten Mahnmal für die deutsche Besatzung verbinde. Dies sei auf eine raffinierte Art „ein gleichzeitiges Tanzen auf zwei Hochzeiten“.

Für László Seres von Heti Világgazdaság ist das geplante Monument „ein komplett überflüssiges Denkmal“. Es werde ihm zufolge „sowohl von Nazis als auch von Nazigegnern“ abgelehnt. Während es auf rechten Internetseiten als „weiteres jüdisches Mahnmal“ beschrieben werde, sei es für „paranoide Nazigegner“ eine Einladung für Rechtsextremisten, „gegen die Juden zu machen, was immer sie wollten“. Seres lehnt auch die Erklärung einer linken Anti-Nazi-Gruppe ab, die die Regierung beschuldigt, „Nazis zu unterstützen“. Doch er kritisiert ebenso sarkastisch den Appell des Rates der jüdischen Religionsgemeinschaften als „Geniestreich“, wonach man „gesellschaftlichen Zusammenhang fördern, anstatt ein weiteres Mahnmal errichten“ sollte. Wie Seres in seinem Schlusswort ironisch bemerkt, werde das zukünftige Mahnmal ein Monument „für das unterwürfige Verhalten von teils übereifrigen, teils skrupellosen ungarischen Kollaborateuren“.

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