Mesterházy – der Frontmann
10. Jan. 2014Linksorientierte Tageszeitungen haben mit Blick auf den neuen oppositionellen Pakt durchaus gemischte Gefühle, fürchten sie doch, dass die Zeit nicht mehr ausreichen könnte, um potenzielle Wähler überzeugen zu können. Ein der Regierung freundlich gesinnter Beobachter wiederum glaubt, dass Attila Mesterházy sowie Gemeinsam 2014-Chef Gordon Bajnai durch das Küren von Ferenc Gyurcsány zu ihrem künftigen Partner ihr Streben nach einen System aufgegeben hätten, das sich von demjenigen der Jahre vor 2010 unterscheidet.
In Népszabadság gibt sich Judit N. Kósa nach wie vor „verzweifelt“, obgleich sie prominenten liberalen Intellektuellen beipflichtet, die sich befriedigt über die Ausweitung des Oppositionsbündnisses auf die DK von Ferenc Gyurcsány sowie andere linksliberale Gruppierungen geäußert hatten (vgl. BudaPost vom 7. sowie 8. Januar 2014). (Die entsprechenden Personen, von denen sich einige für Gordon Bajnai als Herausforderer Orbáns ausgesprochen hatten, fordern nunmehr „wenn möglich“ auch einen neuen Kandidaten für das Amt des Regierungschefs – Anm. d. Red.) Die Autorin bezeichnet es als „haarsträubend“, dass drei Monate vor dem (wahrscheinlichen) Wahltermin die Opposition nach wie vor über eine gemeinsame Kandidatenliste verhandele. Dabei sollte sie doch bereits lautstark die Werbetrommel für ihr gemeinsames Programm rühren. Das allerdings müsse ja erst noch ausgearbeitet werden. Nach Ansicht Kósas haben die Oppositionsführer Flexibilität bewiesen, denn sie dächten bereits darüber nach, was wohl nach einer möglichen Wahlniederlage passieren könnte: Zunächst wollten sie diese Niederlage nicht ausbaden müssen und für sie verantwortlich gemacht werden. Zweitens versuchten sie schon einmal ihre Rollen in der künftigen parlamentarischen Opposition so prominent wie nur möglich zu gestalten. Wenn all dies vollbracht sei, wie viel Zeit bliebe da noch für einen deutlichen und von Verantwortung getragenen Wahlkampf?, fragt Kósa.
Népszava dagegen schlägt im Leitartikel unter der Überschrift „Vorwärts, Demokraten!“ optimistischere Töne an. Trotzdem stimmt der Wirtschaftswissenschaftler András Lázár seiner Autorenkollegin Kósa grundsätzlich zu. Es sei wunderbar zu sehen, dass die zersplitterte Opposition endlich zusammenfinde. Allerdings geschehe dies ein wenig spät, bemängelt Lázár. Um sich selbst als eine glaubwürdige Alternative zum Fidesz-Regime ins Spiel zu bringen, müssten sie die Wähler davon überzeugen, dass ein derartiges Bündnis aus Kräften mit unterschiedlichen Programmen unter Aufgabe von persönlichen Ambitionen und unterschiedlichen Visionen als eine geschlossene Regierung agieren könne. Doch gibt sich Lázár zuversichtlich, dass es für einen Kompromiss noch nicht zu spät sei, bei dem individuelle Meinungen weder unterdrückt noch öffentlich geäußert würden.
In Magyar Hírlap zitiert László Kiss Stellungnahmen von prominenten Sozialisten, die in den vergangenen Monaten stets jegliche Art der Zusammenarbeit mit Ferenc Gyurcsány strikt ausgeschlossen hatten. So habe der Parlamentsabgeordnete Tibor Szanyi geäußert: „Mit einem geistig umnachteten Milliardär lässt sich keine Zukunft gestalten.“ Auch habe Parteichef Attila Mesterházy erst jüngst gesagt: „Gyurcsány vertritt die Vergangenheit“ sowie „die heutige MSZP ist eine andere Partei und unterscheidet sich von der (zwischen 2007 und 2009) von Ferenc Gyurcsány geführten“. Kiss argwöhnt, mit der Korrektur ihrer ursprünglichen Haltung hätten die beiden Spitzenpolitiker bewiesen, dass ihnen Parteiinteressen wichtiger seien als Ideale.
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