Neues Kapitel der linken Wahlsaga? Gibt es erneut Gespräche über die Linksallianz?
16. Nov. 2013Beobachter von links und rechts fragen sich, ob die MSZP wohl erneut in Gespräche mit der Demokratischen Koalition einsteigen wird. Zuvor hatte eine prominente Vertreterin der Sozialisten die Ansicht vertreten, die Partei des einstigen Regierungschefs Gyurcsány könne bei einem gegen Orbán antretenden Wahlbündnis nicht außen vor gelassen werden.
Nur wenige Wochen nachdem die MSZP und Gemeinsam 2014 ihre Gespräche mit der Partei des ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány abgebrochen hatten, hat die frühere Parteichefin und heutige Beraterin von MSZP-Chef Attila Mesterházy, Ildikó Lendvai, in einem Interview mit Heti Világgazdaság gefordert, dass die MSZP-Entscheidung über ein Nein zur Zusammenarbeit mit der Demokratischen Koalition noch einmal überdacht werden müsse. Zudem ließ der Vorsitzende von Gemeinsam 2014, Gordon Bajnai, erkennen, dass auch er sich unter bestimmten Bedingungen für eine Wiederaufnahme der Gespräche mit Gyurcsány einsetzen würde.
Gyurcsány könne weder gezähmt noch besiegt werden, gibt sich Miklós Zsolnai in Magyar Nemzet überzeugt. Der konservative Kolumnist beklagt auf Seiten der Linken das Fehlen sowohl einer glaubwürdigen Vision als auch einer glaubwürdigen Führungspersönlichkeit. Außer Kritik an der Orbán-Regierung existiere seitens der Linken keine wirkliche Botschaft. Folglich könnte sie sich laut Zsolnai nicht einmal vorstellen, dass ihre Gegner über authentische Ideen verfügen sowie nationale Interessen und religiöse Werte als wichtig erachten würden.
In Heti Világgazdaság spekuliert Antónia Rádi, dass sich die MSZP angesichts der jüngsten Meinungsumfragen möglicherweise nicht an die zuvor getroffene Vereinbarung mit Gemeinsam 2014 halten könnte. (Die aktuellen Umfragen lassen erkennen, dass sich Gemeinsam 2014 keinen Deut von seinen Werten zwischen vier und fünf Prozent wegbewegt hat, während die Demokratische Koalition von Ferenc Gyurcsány auf zwischen zwei und vier Prozent zulegen konnte. Somit könnte sie gut und gerne die Fünf-Prozent-Hürde überspringen – Anm. d. Red.) Doch vor dem Hintergrund des unberechenbaren Charakters von Gyurcsány würde die MSZP bei einer Zusammenarbeit mit ihm ein hohes Risiko eingehen, mutmaßt Rádi.
Gyula Máté T. hält sämtliche Ministerpräsidentenkandidaten der Linken für Parodien einer echten Führungspersönlichkeit. In Magyar Hírlap behauptet der regierungsfreundliche Kommentator, alle drei linken Parteien hätten nunmehr erkannt, dass sie bei den kommenden Wahlen keine realen Siegeschancen haben. Gekämpft werde nicht um die Leitungsfunktion in einer gegen Regierungschef Orbán siegreichen Koalition, sondern eher um die Führung der Linken nach dem Jahr 2014, glaubt Máté.
Falls die Linksparteien ihren ulkigen Kampf um die Führungsrolle fortsetzen sollten, könnte Fidesz 2014 erneut ein Sieg mit Zweidrittelmehrheit gelingen, glaubt Véleményvezér. Der in der politischen Mitte angesiedelte Experte geht davon aus, dass die Linke von ihrer rund 15 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung ausmachenden Kernanhängerschaft gelähmt werde. Diese Gruppe älterer Herrschaften – voller Wehmut auf die 1980er Jahre zurückblickend – werde über den Führungsposten bei den Linken entscheiden. Doch wer auch immer von den drei linken Spitzenmännern die Herzen dieser 15 Prozent werde erobern können, dürfte es nach Einschätzung von Véleményvezér schwer haben bei dem Versuch, eine Verbindung zu anderen linksorientierten Wählern herzustellen, deren Sympathien und Ideale sich so sehr von denen der sozialistischen Kernklientel unterschieden.
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