Roma-Aktivist unterstützt umstrittenes Bildungsprogramm
20. Dec. 2013Ein Internetportal der rechten Mitte veröffentlicht den Kommentar eines Roma-Aktivisten. Seiner Meinung nach ließen arbeitslose Roma Grundfertigkeiten vermissen. Sie sollten geschult werden, ihre Zeit zu organisieren, sollten mit Blick auf ihre Kinder ehrgeizigere Ziele verfolgen und sich schließlich um den Respekt der Mehrheitsbevölkerung bemühen.
Die Regierung hat ein Erwachsenen-Bildungsprogramm für bei öffentlichen Projekten tätige Personen verabschiedet, das in liberalen Kreisen für einen Aufschrei gesorgt hat. Das Programm lehnt sich an einen amerikanischen Lehrplan für benachteiligte Kinder an und, so die Kritik, demütige erwachsene Roma, indem sie Häuser und Sonnen malen sowie lernen müssten, was verschiedene Tiere „sagen“.
Der Roma-Aktivist István Forgács verteidigt in Mandiner das Programm und greift „theoretische Integratoren“ heftig an, die seiner Meinung nach keine Ahnung von dem „miserablen Zustand der ungarischen Zigeuner“ hätten. Gemäß der Argumentation von Forgács ist alles ein Schritt in die richtige Richtung, was Roma helfen könnte, gewisse Grundfertigkeiten zu erlangen. Denn Roma, die vom Sozialstaat abhängig seien, hätten keine Chance, ohne eine weiterführende Bildung den Arbeitsmarkt zu betreten. Während Roma zu Zeiten des Kommunismus gewöhnlich als ungelernte Arbeiter angestellt waren, würden heute sogar von Fließbandarbeitern höhere Qualifikationen verlangt. Doch benötigten viele Roma mehr als nur einen Beruf: Sie seien nicht genügend sozialisiert und verfügten weder über die Kompetenz, ja nicht einmal den Ehrgeiz, sich um den Respekt der Mehrheit zu bemühen. Gemeinschaftsarbeit (also die Arbeit als Gegenleistung für staatliche Transferleistungen – Anm. d. Red.) sei deshalb nützlich, ganz egal in welcher Form, findet Forgács. In der Konsequenz fordert er eine Befragung unter „wirklichen Zigeunern“, um herauszufinden, wie viele von ihnen eine Arbeit aufnehmen könnten, wenn sich ihnen eine Gelegenheit bieten würde, und wie hoch die Rate derjenigen sei, die weit mehr als eine Berufsschule nötig hätten. (Da die Ethnie bei Befragungen auf eigenen Angaben beruhend festgestellt wird, gibt es keine verlässlichen Zahlen über Roma in Ungarn. Demnach muss im Bereich dieser Minderheit von einer gewissen Dunkelziffer ausgegangen werden – Anm. d. Red.) Forgács fordert abschließend die Liberalen auf, sich ihrer eigenen Verantwortung dafür zu stellen, dass bei der Integration der Roma kein nennenswerter Fortschritt zu verzeichnen sei.
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