Trotzige Nationalbank
21. Feb. 2014Nach Einschätzung einer Geschäftszeitung wollte die Ungarische Nationalbank Stärke beweisen, als sie sich in dieser Woche für eine erneute Leitzinssenkung entschied, obwohl der Forint im Handel mit den weltweit wichtigsten Währungen in den vergangenen zwei Wochen rund drei Prozent nachgegeben hatte.
Die Ungarische Nationalbank (MNB) hat am Dienstag ihren Leitzins um weitere 15 Basispunkte gesenkt und dies damit begründet, dass die Inflation derartig niedrig sei, dass nach wie vor Spielraum für eine Ankurbelung der Kreditaufnahme mittels niedrigerer Zinssätze bestehe. Seitdem ist der Wert der nationalen Währung auf einen neuen Rekordwert von 313 Forint gegenüber dem Euro gefallen. MNB-Chef György Matolcsy war zuvor von Wirtschaftsminister Mihály Varga, dem Nachfolger Matolcsys in diesem Amt, gewarnt worden, dass der Wechselkurs für die Wirtschaft des Landes zu hoch [und damit der Wert des Forint zu niedrig] sei (vgl. auch BudaPost vom 25 Januar).
In Világgazdaság verweist József Hornyák darauf, dass nach Abzug von Kurzzeiteffekten aufgrund der Senkung von Tarifen für Versorgungsdienstleistungen die Kerninflation tatsächlich eher in der Nähe von drei als bei Null Prozent liege. Dabei sei Matolcsy angesichts der niedrigen Inflationsrate zur jüngsten Leitzinssenkung veranlasst worden. Andererseits wolle Matolcsy der Wirtschaft unter die Arme greifen und die Vorhersage von Ministerpräsident Orbán über ein vierprozentiges BIP-Wachstum Wirklichkeit werden lassen. Auf jeden Fall glaubt Hornyák, dass kein weiterer Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik existiere, da die niedrigen Zinssätze zunehmend eine Belastung für die Wirtschaft darstellten. Die Investoren könnten tatsächlich eine günstige Gelegenheit wittern, indem sie den Forint unter Beschuss nehmen und eine jähe Erhöhung der Zinssätze erzwingen würden. Offenbar habe Matolcsy den Fehdehandschuh aufgenommen – die jüngste Leitzinssenkung beinhalte die Botschaft, dass die MNB auf einen Angriff vorbereitet sei.
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