Népszabadság sieht Sozialisten durch Skandale tödlich verwundet
13. Mar. 2014In einem Leitartikel für Népszabadság beleuchten die nicht genannten Autoren die jüngsten Skandale von MSZP-Politikern, denen Steuerbetrug und Bestechung zur Last gelegt wird, und bezeichnen sie als tödlich für die Identität einer linken Partei.
Gábor Simon, die Nummer zwei in der Hierarchie der sozialistischen Partei, sitzt in Untersuchungshaft, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er nicht nur umgerechnet 240 Millionen Forint Schwarzgeld bei einer österreichischen Bank geparkt, sondern auch in Ungarn über ein Geheimkonto verfügt und darüber hinaus noch einen gefälschten Pass der Republik Guinea-Bissau besessen hatte (vgl. BudaPost vom 10. Februar). Seinen Angaben zufolge habe er auf Geheiß anderer Personen gehandelt. Namen will Simon nicht verraten. Ein weiterer einstiger Spitzenpolitiker der Sozialisten, János Zuschlag, veröffentlichte am Montag seine Memoiren. Darin bezichtigt der Ex-Parlamentsabgeordnete und frühere Chef der MSZP-Jugendorganisation, der vor zehn Jahren wegen einer unpassenden Bemerkung während einer Holocaust-Gedenkveranstaltung hatte seinen Hut nehmen müssen und später wegen Korruption für sechs Jahre hinter Gitter verschwunden war, aktuelle und damalige Spitzengenossen finanziellen Fehlverhaltens sowie des Diebstahls (vgl. BudaPost vom 10. März).
Für die Leitartikler von Népszabadság hat Gábor Simon in zynischer Art und Weise die Anliegen der Armen im Stich gelassen, denen eine linke Partei doch verpflichtet sein sollte. „Ein einziger Satz“, der sein Fehlverhalten beschreibe, „genügt, um die Identität der Partei zu zerstören“, beklagen die Autoren. Es sei völlig unverständlich, wie der Mann habe öffentlich über den Schutz der Wehrlosen reden und an einem „Hungermarsch“ teilnehmen können, um die Aufmerksamkeit auf die ganz Armen zu lenken, während er gleichzeitig „in aller Stille Gelder unbekannter Herkunft beiseite schafft“. Die Offenbarungen Zuschlags, fahren die Népszabadság-Autoren fort, malten ein Bild von der politischen Elite, die „die Politik für ihren Tummelplatz hält“. Derartige Nachrichten könnten nicht unter Verweis auf das Wahlsystem oder die Inanspruchnahme der Medien für politische Zwecke seitens der Regierung wegdiskutiert werden: Sie offenbarten vielmehr die Kultur der Sozialisten. Alle „derartigen Charaktere müssen aus dem öffentlichen Leben verschwinden“, schlussfolgert Népszabadság, denn die MSZP sei von der Vergangenheit, die jene repräsentierten, zerstört worden, und eine solche Vergangenheit lasse jegliche Zukunftshoffnung zugrunde gehen.
Tags: Gábor Simon, Korruption, MSZP