Szárszó-Treffen 2014
24. Jun. 2014Für eine regierungsfreundliche Tageszeitung ist das jüngste sogenannte Szárszó-Treffen ein Beleg dafür, wie weit sich linksliberale Kreise angesichts ihrer Feindseligkeit gegenüber Leitbildern wie Nation und Patriotismus bereits verirrt hätten. Ihr führendes linksorientiertes Pendant schlussfolgert hingegen, dass die Linke gegenwärtig nicht in der Lage sei, der Regierung die Stirn zu bieten oder sich gar erfolgreich gegen Jobbik zu behaupten.
Am Samstag trafen sich zum wiederholten Mal linksliberale Intellektuelle im am Balaton gelegenen Haus des Komikers Tivadar Farkasházy. Das sogenannte „Szárszó-Treffen“ findet bereits seit 1993 alljährlich statt, wobei sich die Liste der Teilnehmer über die Jahre kaum verändert hat.
Magyar Hírlap-Chefredakteur István Stefka beurteilt das diesjährige Szárszó-Treffen als politisch bedeutungslos. Selbst die Teilnehmer hätten gar nicht gewusst, warum sie gekommen seien und was sie eigentlich wollten, räsoniert der Journalist. Dabei hätten sich die Gespräche darauf beschränkt, sich Gedanken über den Erfolg von Ministerpräsident Orbán zu machen. Stefka zitiert den Schriftsteller Tamás Ungvári – einen der Beteiligten – mit den Worten: „Zur Zeit gibt es keine Führungsperson auf Seiten der Linken, doch könnte plötzlich jemand nach einer Universitätsdiskussion auf dem Heldenplatz auftauchen.“ Ungváry, so Stefka vergnügt, müsse sich damit auf Viktor Orbán und dessen berühmte Rede während der Wiederbestattungszeremonie von Imre Nagy bezogen haben (Nagy war Ministerpräsident während des Volksaufstandes 1956 – Anm. d. Red.). Ein Anführer werde durch Glauben, Arbeit und Hingabe an eine Nation definiert. Derartige menschliche Charakterzüge ließen sich nur auf der „national(istisch)en Seite“ finden, ist der regierungsfreundliche Journalist sicher.
In ihrem Leitartikel auf der Titelseite verweist Népszabadság darauf, dass nach zwei krachenden Wahlniederlagen im Frühjahr innerhalb der Linken noch immer Machtkämpfe ausgefochten würden. Folglich hätten sich die Szárszó-Leute nicht einmal auf eine einstimmige Kritik am Ministerpräsidenten verständigen können, der doch reichlich Gründe für solche Kritik böte. „Für den Augenblick ist die Linke nicht in der Lage, eine Alternative darzustellen“, fährt Népszabdság fort und verweist darauf, dass sich folglich Jobbik ein riesiges Feld auftue. Die Rechts-Außen-Partei verfüge über ein landesweites Organisationsnetz, sie verfolge ein Ziel, besitze Vertrauen, habe eine Botschaft sowie einen charismatischen Anführer. „Das Risiko, dass sie weiter an Boden gewinnt, ist demzufolge sehr real.“ Und so drängt Népszabadság die Linke, sie möge Mittel und Wege ausfindig machen, um von der Regierung enttäuschte Menschen anzuziehen, und damit verhindern, dass Jobbik sie rekrutiere.
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