Warum die Rechte Erfolg hat
9. Jun. 2014Im In- und Ausland wird – nicht zuletzt angesichts jüngster Wahlergebnisse – die Frage gestellt, weshalb die rechten politischen Kräfte in Ungarn derartig gute Ergebnisse erzielen konnten. In diesem Zusammenhang misst ein Politikwissenschaftler der Sprache eine große Bedeutung bei.
In der Druckausgabe von Magyar Narancs vertritt der Politologe Zoltán Balázs die These, „Sprache“ sei eines der Geheimnisse hinter dem Erfolg der Rechten in Ungarn. Er vergleicht zwei Weisen politischen Sprechens, derer sich zwei ausländische Redner (ein konservativer und ein liberaler) in jüngster Vergangenheit in Budapest bedient hatten. Der konservative Denker, Roger Scruton, hatte sich 2013 vor der Akademie der Wissenschaften lobend über die Orbán-Regierung geäußert, da diese sich den Alltagssorgen annehmen würde. Viktor Orbán war gemeinsam mit mehreren prominenten Vertretern seiner Regierung anwesend. In diesem Jahr hielt der deutsche Philosoph Jürgen Habermas einen Vortrag, in dem er der Regierung vorwarf, sie gefährde grundlegende liberale Werte, wobei linke Politiker durch eine vollständige Abwesenheit glänzten.
Diese beiden Denkansätze, so Balázs, zeigten, weshalb Orbán so sehr viel mehr Erfolg beim ungarischen Wahlvolk habe. Sein Ansatz sei pragmatisch, er könne mit markanten Sprüchen sein Publikum beglücken, er spräche die unmittelbaren Sorgen der Wähler an – selbst nur um des unmittelbaren politischen Gewinns willen. Liberale dagegen könnten nicht damit aufhören, „eine neue Gesellschaft aufzubauen“. Deren Spreche sei den meisten Wählern ziemlich unzugänglich. Der letzte linke Politiker, der gewusst habe, wie der einfache Bürger anzusprechen sei, sei Gyula Horn gewesen. (Horn war ein altgedienter Politiker aus kommunistischen Zeiten, der die MSZP in die 1990er Jahre geführt hatte und von 1994 bis 1998 als Ministerpräsident amtierte – Anm. d. Red.) Balázs fragt sich nunmehr, wo sich bei der Linken ein solcher Gyula Horn finden ließe. Und grundsätzlich: Wäre Horn überhaupt akzeptabel?