Népszava: schrumpfend überleben
18. Jul. 2014Der Chefredakteur des linksorientierten Blattes ist zuversichtlich, dass Ungarns älteste Tageszeitung nicht abgewickelt werden müsse. Eine Verkleinerung allerdings sei möglich.
Auf der linken Seite des politischen Spektrums existierten keine Geschäftsleute, die es als ihre moralische Pflicht ansehen würden, die linke Presse zu stützen. Dabei würden viele von ihnen „ihr Vermögen sozialistischen Regierungen verdanken“, beklagt Népszava-Chefredakteur Péter Németh in einem ausführlichen Interview auf VS. Er wisse nicht, ob der ehemalige MSZP-Schatzmeister László Puch Eigentümer des Schweizer Herausgebers von Népszava sei, der im Juni angekündigt hatte, die Finanzierung des Blattes Ende August einzustellen. (Die Stiftung der Sozialistischen Partei, die 25 Prozent der Anteile hält, lehnt die Finanzierung des monatlichen Defizit ab – Anm. d. Red.) Németh zufolge benötigt er – um sich selbst tragen zu können – entweder 10.000 neue Abonnenten, die die derzeitigen 6.000 ergänzen würden (500 Leser haben die Zeitung in den letzten zwei Wochen abonniert – Anm d. Red.), oder aber eine monatliche Zuweisung von zehn Millionen Forint, die er gerade „in Gesprächen mit den 100 reichsten Ungarn“ aufzubringen versuche. Der Journalist beklagt, dass Népszava mittels öffentlicher Inserate lediglich 19 Millionen Forint pro Jahr erlöse – deutlich weniger als die Wettbewerber des rechten Spektrums, wenngleich auch Közgép, ein dem Fidesz wohlgesonnenes Bauunternehmen, weiterhin seine Anzeigen auf den Seiten von Népszava platziere. Eine Möglichkeit zum Erreichen der Gewinnzone bestünde auch in der Entlassung von 20 Journalisten, was sich gravierend auf den Qualitätsjournalismus auswirken würde. Nichtsdestotrotz hätten bereits zehn Leute in Erwartung des Schlimmsten die Zeitung verlassen. Alles in allem zeigt sich Németh aber zuversichtlich, seine 140 Jahre alte Zeitung am Leben erhalten zu können, wenn auch auf Kosten einer drastischen Reduzierung von Belegschaft und Umfang des Blattes. (Népszava war bis 1948 als sozialdemokratische Tageszeitung erschienen – Anm. d. Red.)
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