Eiswassereimer – ein Wahlkampfinstrument
28. Aug. 2014Kommentatoren quer durch das gesamte politische Spektrum finden die Eiswassereimer-Videodarbietung von Ferenc Falus nur jämmerlich. In den Augen eines liberalen Kommentators hat er damit in Hinblick auf die Kommunalwahlen vom Oktober das letzte Fünkchen linker Hoffnungen ausgelöscht.
Bei der so genannten Bucket Challenge handelt es sich ursprünglich um eine Aktion, die auf die Nervenkrankheit ALS hinweisen und Spendengelder zur Erforschung der Krankheit aufbringen soll. Teilgenommen an dieser „Eiseimer-Herausforderung“ haben auch verschiedene bekannte ungarische Persönlichkeiten, darunter Kandidaten der anstehenden Kommunalwahlen. Dr. Ferenc Falus, der Kandidat der Linken für das Amt des Budapester Oberbürgermeisters, veröffentlichte am Montag ein selbst gedrehtes Video. Darin fordert er mehrere Mitbewerber auf, zugunsten behinderter Kinder zu spenden. Dann schüttet ihm seine Tochter einen Eimer mit Eiswasser über den Kopf. Von der Aktion verängstigt fängt sein zweijähriger Enkel zu schreien an, während seine Frau hinter der Kamera laut auflacht.
Ein kalte Dusche für jene, die noch Hoffnungen gehegt hätten (auf ein gutes Abschneiden der Linken bei den Wahlen und darüber hinaus) – so die Schlagzeile des auf HVG online erschienenen Artikels von Tamás Gomperz zum peinlichen Video. Verfüge dieser Mann über kein Wahlkampfteam?“, fragt der Autor. Und falls doch, „besteht es aus Idioten“? Beängstigend sei nicht das Video selbst, erklärt Gomperz, aber die Tatsache, dass es ins Netz gestellt worden sei. Ab dieser Stelle seines Artikels weigert sich Gomperz, den Vorfall ernst zu nehmen, und reiht eine ironische Bemerkung an die nächste. So zitiert er Falus mit den Worten, er hege keine politischen Ambitionen. Demzufolge müsse er ein Avantgardekünstler sein und bewerbe sich um das Amt des Bürgermeisters für den Nachweis, wie scheinheilig die Politik sei. Das erkläre denn auch, warum er dieses lächerliche Video geposted habe. Hätte er politische Ambitionen, würde er in der Öffentlichkeit weder Socken und Pantoffeln tragen, noch mit einem weinenden kleinen Jungen Wahlkampf betreiben. „Und das war lediglich der erste Tag des Wahlkampfes“, schwant dem Autor Schlimmes. Abschließend fordert Gomperz seine Leser zum Jubeln auf, denn „glücklicherweise riskiert diese reizvolle Avantgarde-Truppe nicht, dass ihre künstlerischen Darbietungen von Bürgermeisterpflichten gestört werden“.
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