Marxist kritisiert die Linke massiv
20. Sep. 2014Ein marxistischer Philosoph wäre alles andere als überrascht, wenn die Linke bei den Kommunalwahlen vom Oktober zum dritten Mal innerhalb dieses Jahres eine Niederlage erleiden würde. Seiner Ansicht nach ist die mangelnde Unterstützung die Folge einer wankelmütigen Politik. Ohne eine komplette Neuorientierung bestehe folglich keinerlei Aussicht, dass die Linke ihre einstige Stärke wiedererlangen könne.
In der Tageszeitung Népszabadság schreibt Gáspár Miklós Tamás, dass die Linke in ihrem aktuellen Zustand kaum ihre internen Widersprüche werde überwinden können. Nach Ansicht des marxistischen Philosophen sollte die Linke das politische System boykottieren, da sie sowohl die neue Verfassung als auch das aktuelle Wahlgesetz als unrechtmäßig betrachte. In einer Nebenbemerkung kritisiert der Autor den ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány: Er, der gerne einmal eine geschlossene und unnachgiebig agierende Opposition zum gegenwärtigen Regime fordere, gehöre zum und profitiere erheblich vom gegenwärtigen politischen System, und zwar sowohl als Parlamentsabgeordneter als auch als erfolgreicher Geschäftsmann. Tamás vergleicht diese Position mit derjenigen ehemaliger Reformkommunisten, die die Partei lieber von innen hätten erneuern wollen als sich gegen sie zu stellen. Der Philosoph bezichtigt die Linke, sie bediene sich der gegen Roma gerichteten Rhetorik, die „bei der Rechten und extremen Rechten gang und gäbe“ sei (zum Streit über den linken Bürgermeisterkandidaten in Miskolc vgl. BudaPost vom 21. Juli 2014). Anti-Roma-Politik untergrabe die Bemühungen der MSZP, sich selbst ein neues Image als eine authentisch sozialdemokratische Partei zu geben, die neoliberale und neokonservative Ideen ablehne, da die in sozialdemokratischen Modellen angelegte weitreichende Umverteilung des Reichtums zuerst und vor allem den mittellosen Roma zugute käme. Abschließend heißt es: Eine authentische linke Politik existiere lediglich außerhalb des offiziellen öffentlichen Raumes. Echte Veränderungen seitens der Linken seien ohne eine soziale oder ökonomische Krise, über die die Rechte stolpere, nicht denkbar. In diesem Falle, so schlussfolgert Tamás, könnte eine neue Generation die Linke komplett neu aufbauen.
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