Identitätssuche der Linken geht weiter
16. Oct. 2014Ein regierungsfreundlicher Kolumnist sagt voraus, dass sich das Ringen der Linksparteien um Ideen und Herrschaft weiter hinziehen werde. Hintergrund ist die Ankündigung von Sozialistenführer Tóbiás, der zufolge die MSZP auf Abstand zu liberalen Oppositionsparteien gehen werde. Ein Kommentator des linken Spektrums begrüßt die Absicht des Parteichefs, sich wieder verstärkt um arme Wählerschichten des flachen Landes zu kümmern, die in erheblicher Zahl zu Jobbik abgewandert sind.
Der MSZP-Vorsitzende József Tóbias hat vor dem Hintergrund der Kommunalwahlen vom Sonntag seine Zukunftsvision für die Sozialistische Partei skizziert. Demnach sollte seine Partei zu ihren sozialdemokratischen Wurzeln zurückkehren und sich sowohl von der regierenden Mitte-Rechts-Partei Fidesz als auch von der Demokratischen Koalition des ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány distanzieren.
Die Linksparteien werden ihren ideologischen Kampf sowie die Auseinandersetzung um die Vorherrschaft fortsetzen, sagt Gyula T. Máté in Magyar Hírlap voraus. Der regierungsfreundliche Kolumnist vermutet, dass sämtliche Akteure der Linken damit beschäftigt sein werden, sich selbst zu bekämpfen, und es demnach unwahrscheinlich sei, ein stimmiges Programm oder aussagekräftige Antworten zu sozialen Problemen auf die Beine zu stellen. Anstelle von vernünftigen Vorschlägen werden sie auch weiterhin versuchen, durch kompromisslose Kritik am Orbán-Regime ihre Stärke wiederzuerlangen, ohne dabei eine glaubwürdige Alternative zu offerieren. Nebenbei bemerkt der Autor, dass es MSZP-Chef Tóbiás schwer fallen werde, Gyurcsány zu bekämpfen und gleichzeitig den Versuch zu unternehmen, seine Partei auf der Grundlage sozialdemokratischer Werte neu zu erfinden. Da die MSZP nur eine geringe Zahl an Sitzen in Gemeinderäten und Komitatsversammlungen habe gewinnen können, sie ihr Hinterland im Vergleich zu früher schwächer geworden, so der Autor.
In Népszabadság äußert sich Ákos Tóth optimistisch über die Pläne von Tóbias, seine Partei zu sozialdemokratischen Werten zurückführen zu wollen. Der Kommentator aus dem linken Spektrum begrüßt Tóbiás’ Idee, die MSZP sowohl gegenüber dem regierenden Fidesz als auch der von Gyurcsánys Demokratischer Koalition angeführten liberalen Opposition deutlich abzugrenzen. Tóth hofft, dass die Sozialisten auf diese Art erfolgreicher Wähler aus dem ländlichen Raum ansprechen werden – Wähler, die sich in Ermangelung einer echten sozialdemokratischen Partei vermehrt der rechtsextremen Jobbik zugewandt hätten.
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