Gyurcsány trifft westliche Botschafter
4. Nov. 2014Ein regierungsfreundlicher Kommentator verurteilt Ferenc Gyurcsány, weil dieser die EU um eine teilweise Einfrierung von Finanzhilfen für Ungarn ersuchen wolle. Zudem würde seiner Ansicht nach eine frühere diplomatische Intervention im Auftrag des Chefs der Demokratischen Koalition einen Schatten auf die Ernsthaftigkeit von Schritten der Amerikaner im Kampf gegen die Korruption werfen.
In einem Leitartikel für Magyar Nemzet macht Richárd Szilágyi dem ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány schwere Vorwürfe: Mit der Bitte an die Europäische Union, Entwicklungssubventionen für Ungarn teilweise auf Eis zu legen und bestimmte ungarische Unternehmen von EU-Ausschreibungen auszuschließen „hetzt er gegen das eigene Volk“. (Gyurcsány hatte einer Gruppe von Botschaftern, darunter auch der Chargé d’affaires der US-Botschaft André Goodfriend, am Freitag mitgeteilt, er werde die neue EU-Kommission um energische Maßnahmen ersuchen, „wann immer ein Korruptionsverdacht ruchbar wird“ – Anm. d. Red.)
Szilágyi äußert sich überzeugt davon, dass auch frühere kritische Äußerungen seitens der EU gegenüber der ungarischen Regierung von Kräften der ungarischen Linken veranlasst worden seien – nur sei es dieses Mal öffentlich geschehen. Unter Anspielung auf die kürzlich von Goodfriend geäußerte offene Regierungskritik angesichts von Korruptionsvorwürfen (vgl. BudaPost im September und Oktober), greift der Autor ein Gerücht auf, dem zufolge sich die Vereinigten Staaten zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt bei den ungarischen Behörden für Gyurcsány eingesetzt hätten, um ihn vor einer Anklage im Zusammenhang mit dem gescheiterten Casino-Projekt Sukoró zu bewahren. (Gegen Gyurcsány war ermittelt worden, weil dieser einem offensichtlich unausgewogen Grundstückstauschgeschäft zugestimmt hatte. Das Geschäft war später gerichtlich für ungültig erklärt worden – Anm. d. Red.) Der Kommentator hält es für befremdlich, wenn nach einer solchen Vorgeschichte die beiden Parteien „ihre Schritte im Kampf gegen die Korruption miteinander abstimmen“ sollten.
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