Brokerhauspleiten schlagen Wellen
27. Mar. 2015Die führende linksorientierte Tageszeitung bezichtigt die Regierung, sie habe auf Insiderinformationen zurückgegriffen, um öffentliche Vermögenswerte aus einer vor dem Bankrott stehenden Maklerfirma abzuziehen und somit zu schützen. Ein konservativer Wirtschaftswissenschaftler begrüßt den Vorschlag der Regierung, das Privatvermögen von Brokerhausbesitzern zu verwenden, um Investoren im Falle eines Bankrotts zu entschädigen. In einem Eintrag auf einem konservativen Blog wird die Regierung für deren Bemühen um den Schutz öffentlichen Vermögens gelobt.
Am Mittwoch hat Ministerpräsident Orbán die Presse darüber informiert, dass er nach der Pleite von Buda-Cash Anfang des Monats als Vorsichtsmaßnahme seine Minister angewiesen hatte, die Einlagen der jeweiligen Ressorts – falls vorhanden – aus Brokerfirmen abzuziehen (vgl. BudaPost vom 4. März). Einen Tag vor dem Orbán-Interview hatten Zeitungen berichtet, das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Außenwirtschaft habe seine Forinteinlagen bei Quaestor abgezogen – und zwar kurz bevor das Brokerhaus Konkurs angemeldet hatte (vgl. BudaPost vom 25. März). Politiker der Regierungsparteien bestritten, konkrete Kenntnis von den Schwierigkeiten bei Quaestor gehabt zu haben.
Im Leitartikel auf der Titelseite von Népszabadság wird der Regierung Insiderhandel vorgeworfen. Die führende linke Tageszeitung des Landes hält es für unwahrscheinlich, dass die Entscheidung der Regierung über den Abzug ihrer Einlagen bei Quaestor unmittelbar vor dessen Konkursanmeldung lediglich eine Vorsichtsmaßnahme gewesen sei. Vielmehr habe die Regierung über Insiderinformationen verfügt und diese gegenüber Kleinanlegern verschwiegen, spekuliert das Blatt und argwöhnt, dass diese Kleinanleger nunmehr Teile ihrer Vermögen verlieren dürften. Népszabadság legt der Regierung darüber hinaus zur Last, sie vertraue öffentliche Gelder höchst riskanten Anlageformen an. (Das Außenministerium teilte mit, es habe wie gesetzlich vorgeschrieben lediglich Staatsanleihen bei Quaestor deponiert. Andere risikoreichere Vermögen seien nicht erworben worden – Anm. d. Red.)
In Magyar Hírlap fordert Imre Boros strengere Vorschriften, so dass Investitionen transparenter werden. Der konservative Wirtschaftswissenschaftler erinnert daran, dass in den vergangenen 20 Jahren verschiedene Maklerfirmen Konkurs anmelden mussten. Boros begrüßt die Gesetzesinitiative der Regierung, die es den Behörden erlauben würde, das Privatvermögen von Brokerhauseigentümern zur Entschädigung von Verlusten einzusetzen, die deren Firmen ihren Kunden zugefügt hatten.
Auf Mozgástér schreibt Gerda Bunford, Maßnahmen zur Sicherung öffentlicher Gelder sollten gelobt und nicht kritisiert werden. Die Regierung könne ja kaum einfache Bürger auffordern, sie mögen sämtliche ihrer Vermögen von allen Brokerhäusern abziehen, da dies sogar gesunde Maklerfirmen ruinieren würde. Hinsichtlich der bereits gescheiterten Unternehmen stellt die Autorin fest, dass diese den Löwenanteil der ihnen anvertrauten privaten Investitionen schon vorher verprasst hätten.
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