Junge Ungarn unzufrieden mit etablierten Parteien
23. Jun. 2015Unter Bezugnahme auf eine aktuelle Untersuchung macht ein konservativer Kolumnist darauf aufmerksam, dass unter ungarischen Studenten die Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien des linken und rechten Spektrums zunehme und sie sich stattdessen radikaleren Parteien zuwenden würden.
Anfang Juni hat die „Forschungsgruppe Aktiver Jugendlicher in Ungarn“ (Aktív Fiatalok Magyarországon Kutatócsoport) ihren Jahresbericht zu Entwicklungen unter ungarischen Studentinnen und Studenten vorgelegt. Wie bereits in den vergangenen Jahren lag auch diesmal die ermittelte Zustimmung zu den wichtigsten Parteien der Linken und Rechten an Universitäten und Hochschulen unter dem Vergleichswert der Durchschnittsbevölkerung. Demnach unterstützen zur Zeit 20 Prozent der Studenten Jobbik und 14 Prozent die LMP. Fidesz dagegen bringt es auf zwölf, Gemeinsam auf vier, die MSZP auf drei sowie die Demokratische Koalition auf zwei Prozent. 47 Prozent der Studenten – und damit fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr – bezeichneten die Demokratie als das beste politische System. 21 Prozent hingegen hielten die Diktatur in bestimmten Fällen für besser. Jobbik-Anhänger zeigten sich besonders skeptisch hinsichtlich der Vorteile einer Demokratie.
Die wichtigsten rechts- und linksorientierten Parteien verfügten über keinen Draht zu jungen Ungarn, stellt vor dem Hintergrund der aktuellen Untersuchung György Pápay in Magyar Nemzet fest. Die wachsende Popularität von Jobbik und LMP weise darauf hin, dass junge Ungarn von den althergebrachten Parteien sowohl der Linken als auch der Rechten die Nase voll hätten. Stattdessen wendeten sie sich solchen Parteien zu, die größere Veränderungen versprächen, notiert der konservative Kolumnist. Während der Verfall der Linksparteien kein neues Phänomen sei, lasse die Schwäche des Fidesz erkennen, dass die Regierungspartei den Bedürfnissen von sozial aufsteigenden jungen Ungarn eine größere Aufmerksamkeit widmen sollte. Zwar sei es unwahrscheinlich, dass der Fidesz rasch für Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt für junge Universitäts- und Hochschulabsolventen sorgen könne, doch sollte sich die Partei wenigstens um eine jugendgemäßere Sprache bemühen, empfiehlt Pápay.