Wem gehört TV2 denn nun?
20. Oct. 2015Während zwei konkurrierende Magnaten behaupten, den zweitbeliebtesten ungarischen Privatfernsehsender erworben zu haben, versuchen Analysten das rechtliche Gestrüpp dieser Angelegenheit zu entwirren.
Gerade erst hatte der ungarisch-amerikanische Filmproduzent Andy G. Vajna den Kauf von TV2 verkündet, schon wurde ihm postwendend widersprochen. Vajna überwacht als Regierungskommissar die Vergabe öffentlicher Gelder an die ungarische Filmindustrie und führt darüber hinaus die größere der beiden einheimischen Casino-Ketten. Den Widerspruch legte ein enger Geschäftspartner von Lajos Simicska ein, dem einstigen Fidesz-Schatzmeister. Simicska befindet sich mit seinem ehemaligen Gönner, Ministerpräsident Viktor Orbán, seit mindestens zwölf Monaten im Kriegszustand (vgl. BudaPost 2014 und 2015). Károly Fonyó, der mehrere Medienunternehmen innerhalb des „Simicska-Imperiums“ führt, teilte Ende vergangener Woche mit, ER habe TV2 zwei Tage vor der Bekanntgabe erworben und sogleich diejenigen beiden Manager in die Wüste geschickt, die den Sender an Vajna verkauft hatten. In Wirklichkeit führen die beiden den Fernsehsender aber nach wie vor.
HVG vermutet, dass sich die Simicska-Leute eine Option zum Ankauf von TV2 gesichert haben müssen – und zwar bereits zu der Zeit, als der Sender vom ehemaligen deutschen Eigentümer verkauft worden war. Nominell müssten dies die beiden Manager gewesen sein, (die zu der Zeit als Schachfiguren Simicskas betrachtet wurden). Unterdessen jedoch, so spekuliert das Wochenmagazin, hätten die beiden die rechtlich komplizierte Struktur des Unternehmens in der Weise umstrukturiert, dass die Leute Simicskas praktisch aus ihm ausgeschlossen worden seien. In jedem Fall, so vermerkt HVG, werde der Verkauf erst mit dem Segen des Kartellamtes wirksam werden.
Der eigentliche Sieger werde der Hauptkonkurrent des Senders sein: RTL Klub, der bereits jetzt meistgesehene TV-Kanal in Ungarn. Davon jedenfalls geht Világgazdaság aus. Werbekunden würden möglicherweise von TV2 zu RTL als dem sichereren Kunden abwandern. Zudem, so vermerkt die Wirtschaftszeitung, dürften auch Rechtsanwälte zu den Gewinnern der Affäre gehören, denn die komplizierte Materie werde ihnen für mehrere Jahre lukrative Jobs bescheren.
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