Terrorfurcht in Europa
24. Nov. 2015In vielen Teilen Europas warnen die Sicherheitsbehörden vor möglichen Terroranschlägen. So gleicht Brüssel bereits seit Tagen einer Geisterstadt, in der das öffentliche Leben auf ein Minimum beschränkt ist. Vor diesem Hintergrund erörtern linke und rechte Publizisten die Frage, wie viel Freiheit uns die Sicherheit kosten darf.
Eine Woche nach den Terrorüberfällen in Paris scheine es, als habe sich eine kollektive Angst Europas bemächtigt, heißt es im Leitartikel auf der Titelseite von Népszabadság unter Bezugnahme auf den Sicherheitsalarm in Brüssel. Leute, die sich unmittelbar nach dem Massaker von Paris nicht gescheut hätten, auszugehen, um zu beweisen, dass Terroristen sie nicht ängstigen könnten, schienen sich nunmehr dem Sicherheitsdenken zu beugen. Dieses Einknicken vor einer gesteigerten Terrorfurcht gefährde Freiheit und Lebensstil Europas, gibt die führende linke Tageszeitung zu bedenken. Zudem habe Furcht auch die Seelen in Ungarn ergriffen, wo viele die verschärften Sicherheitsmaßnahmen begrüßen würden, ungeachtet der Tatsache, dass für das Land gar keine echte Terrorgefahr bestehe, so die Leitartikler von Népszabadság.
In Magyar Nemzet warnt Szabolcs Szerető vor hysterischen Überreaktionen auf terroristische Bedrohungen. Der konservative Kolumnist äußert die Befürchtung, dass die individuelle Freiheit in Europa beschnitten werden könnte – so wie es in den USA nach den 9/11-Angriffen geschehen sei. Szerető erinnert daran, dass das gegenwärtige Chaos im Nahen Osten ebenfalls auf die übereilte und von Terrorängsten gezeichnete Außenpolitik der USA zurückzuführen sei. Anstelle einer hysterischen Überreaktion sollte Europa über rationale Sicherheitsmaßnahmen nachdenken, darunter strengere Grenzkontrollen sowie eine verstärkte Tätigkeit von Geheimdiensten, empfiehlt der Autor. Einer nicht näher bezeichneten Kultur den Krieg zu erklären, würde Muslime nur weiter radikalisieren und in die Hände radikaler islamistischer Gruppierungen spielen, warnt Szerető abschließend.
Tags: Sicherheitspolitik, Terrorismus