Rückblick auf die Kölner Silvesternacht
18. Jan. 2016Die Kommentatoren sind sich einig: Die von Einwanderern verübten sexuellen Übergriffe gegen deutsche Frauen in der Kölner Silvesternacht stellen einen Wendepunkt im Verlauf der aktuellen europäischen Flüchtlingskrise dar. Die meisten Autoren sehen in den Gewaltszenen einen Beweis dafür, dass die Integration der Neuankömmlinge erheblich schwieriger sein werde, als von deutschen Spitzenpolitikern ursprünglich vermutet.
Es sei vollkommen angemessen, von den Einwanderern eine Beachtung europäischer Regeln zu erwarten, wenn sie sich für ein Leben hier entschieden hätten, schreibt Ádám Nádasdy in Szombat. „Immerhin ist das unser Europa!“, ruft der Dichter etwas pathetisch aus. Die Europäer müssten toleranter sein. Beispielsweise gestatteten sie zurecht Muslimen den Bau von Moscheen. Allerdings müssten sie keine grenzenlose Geduld an den Tag legen. Der Autor äußert sich wenig glücklich über die neuen, von den europäischen Regierungen möglicherweise zu ergreifenden Sicherheitsmaßnahmen, um die Gewalt unter Kontrolle zu halten. Allerdings fügt sich Nádasdy in deren Akzeptanz.
Auf HVG (online) verweist Györgyi Kocsis darauf, dass einige der vehementesten Kritiker des barbarischen Verhaltens von eintausend in Köln wütenden Einwanderern kaum fortschrittlicher eingestellt seien, wenn es um die Behandlung von Frauen daheim oder am Arbeitsplatz gehe. Die Autorin äußert die Hoffnung, dass die Horrornacht von Köln einige positive Auswirkungen für Frauen in Europa zeitigen werde, denn offensichtlich „hatte Fremdenfeindlichkeit die Oberhand über Frauenhass erlangt“. Möglicherweise werde sich in Europa, darunter auch Ungarn, ein breiter Konsens über die Gleichheit der Geschlechter herausbilden, so Kocsis resümierend.
In der Druckausgabe von HVG erklärt László Seres die Vorfälle mit den vom Krieg zerrissenen Gesellschaften, aus denen viele der Migranten stammen, sowie mit der Existenz von Zwangsverheiratungen und der Unterjochung von Frauen vor Ort. Nach den Kölner Geschehnissen würden zumindest öffentliche Diskussionen dieser Angelegenheiten möglich und Tabus gebrochen. Schnelle Vergeltung und die Ausweisung der Täter würden nicht ausreichen. Und die Behörden müssten auf der zügigen Integration der Immigranten bestehen, was das Lernen der örtlichen Sprachen und die Akzeptanz westlicher Freiheiten und Gesetze beinhalte. Sollten die europäischen Regierungen an dieser Aufgabe scheitern, würden die Rechtsextremisten „auf ganz andere Methoden zurückgreifen“, warnt der Autor.
Auf Mandiner vertritt Gellért Rajcsányi die Ansicht, dass Europa es weder geschafft habe, multikulturelle Gesellschaften einzuführen, noch in jüngster Zeit Migranten zu integrieren. Er rügt massiv liberale Eliten für deren Zuversicht, dass ein paar Integrationskurse das Problem lösen könnten, denn echte Integration bestehe nicht darin, eine Prüfung zur europäischen Geschichte und über Menschenrechte bzw. die Namen deutscher Regionen zu bestehen. Eine vollendete Integration erfordere praktisch eine Wandlung der Persönlichkeit, was nahezu ein Ding der Unmöglichkeit sei, wenn Einwanderer in großen Massen kämen, konstatiert Rajcsányi.
In Ungarn wäre es unvorstellbar, dass Ereignisse wie die sexuellen Übergriffe in Köln tagelang von den landesweiten Medien verschwiegen würden, schreibt Gábor Borókai in seinem allwöchentlichen Leitartikel für Heti Válasz. Ohne dazu aufgefordert gewesen zu sein, hätten öffentlich-rechtliche und private Medien gleichermaßen freiwillig mehrere Tage lang über diese beispiellose Abfolge von Vorkommnissen geschwiegen, weil sie sich an der, wie der Chefredakteur der Wochenzeitung es nennt, „Bibel der Political Correctness“ orientiert hätten. Laut dieser Schrift sei es unvorstellbar, dass Massen von „hilflosen und liebenswürdigen“ Migranten Hunderte von Frauen in einem Land sexuell bedrängen und berauben, das sie doch so großzügig beherberge. „Nach diesem außergewöhnlichen Beispiel disziplinierter Selbstzensur warten wir auf neuerliche Belehrungen über Unabhängigkeit, Pluralismus und Freiheit der Medien seitens amerikanischer, deutscher sowie schwedischer Dozenten“, notiert Borókai bitter.
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