Linke Stimmen zum Trump-Sieg
12. Nov. 2016Ein Kommentator aus dem linken Spektrum interpretiert das Resultat der US-Präsidentschaftswahlen als Beweis für einen gefährlichen Trend in der Menschheitsgeschichte, während sein Kollege glaubt, dass das Beispiel Trumps die ungarische Linke inspirieren könnte, ungeachtet ihrer aktuellen Position als Underdog doch noch den Weg Richtung Wahlsieg zu finden.
In Népszava attackiert Tamás Rónay die Menschheit heftig, weil sie den Planeten auf einen falschen Kurs gezwungen habe. Primitive Realityshows im Fernsehen und Propaganda auf niedrigstem Niveau erzeugten ein Publikum, das alles ihm Verabreichte schlucken würde, echauffiert sich der Kommentator. Die Nüchternen würden zahlenmäßig immer weniger, weswegen die Präsidenten Putin von Russland, Xi aus China und der Türke Erdoğan in ihren jeweiligen Ländern so beliebt seien. Populistische Kräfte würden auch in Europa immer stärker, beklagt Rónay und verweist auf den Brexit als ein entsprechendes Beispiel.
Roland Reiner vom Nachrichtenportal 24.hu dagegen kann aus den Geschehnissen in den USA etwas Ermutigendes für sich herausziehen. So hätten die Umfragen ein wichtiges Segment des amerikanischen Wahlvolkes nicht erkennen können. Dieser Teil habe nämlich verschwiegen, so erläutert der Kommentator, dass er für Trump stimmen werde, denn der republikanische Bewerber sei von den Mainstream-Medien als Schmuddelkind dargestellt worden. Entsprechend könnte es auch in Ungarn Wähler geben, deren Ansichten sich in den Umfragen nicht widerspiegeln würden. Solche Leute hätten der Linken zum unerwarteten Sieg bei den Parlamentswahlen 2002 verholfen, erinnert Reiner. Eine weitere sich aus den US-Wahlen ergebende Lehre, die er der ungarischen Linken dringend ans Herz legt, ist die Fähigkeit Trumps, sich als Außenseiter in den politischen Vordergrund zu spielen und politische Unzufriedenheit in eine echte Bewegung umzuformen. In Ungarn werde Unzufriedenheit durch Bürgerbewegungen verkörpert, doch sei „die politische Repräsentation die wirkungsvollste Methode, um Veränderungen zu bewirken“, notiert Reiner resümierend.
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