Momentum 2018
4. Mar. 2017Ein konservativer Publizist ist verblüfft, weil die linksliberale Intelligenz Ungarns ihr ganzes moralisches Gewicht für die Bewegung in die Waagschale wirft, die die Budapester Olympiabewerbung zu Fall gebracht hat. Denn mit der Beteiligung von Momentum bei den Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr wird sie den Linken wichtige Stimmen kosten.
Auf Mandiner sagt Gábor Bencsik voraus, dass liberale Intellektuelle 2018 einmal bedauern dürften, Momentum als eine neue Kraft positiv bewertet und unterstützt zu haben – eine Kraft, die Unzufriedene gegen die rechte Regierung zu mobilisieren vermag. Sie hätten linksorientierte Parteien zu Unterschriftensammlungen für ein Anti-Olympia-Referendum ermutigt und damit zum Entstehen eines gefährlichen Konkurrenten beigetragen. Párbeszéd (Dialog) und Együtt (Gemeinsam) mit ihren demoskopischen Werten von unter einem Prozent dürften vermutlich sowieso keinen einzigen Parlamentssitz erringen. LMP habe 2014 gerade einmal mit 25.000 Stimmen über der Fünf-Prozent-Hürde gelegen und seitdem an Unterstützung eingebüßt.
In den Augen Bencsiks handelt es sich bei Momentum wie bei den genannten drei anderen Parteien lediglich um einen weiteren Wettbewerber um das kümmerliche Vermächtnis des SZDSZ, der untergegangenen liberalen Partei, was ihr Schicksal als solches besiegeln werde. In einigen wichtigen städtischen Ballungsräumen, allen voran in Budapest, könnte Momentum stark genug werden, um der Sozialistischen Partei wichtige Stimmen und damit Parlamentssitze abzunehmen. Immerhin sei die MSZP die einzige linke Kraft, die neben per Parteiliste vergebenen Sitzen auch die Chance auf Gewinn einiger Direktmandate habe. Summa summarum hält Bencsik den regierenden Fidesz für den einzigen Sieger des ganzen Spiels.