Fidesz weiter Spitzenreiter in den Umfragen
30. Oct. 2017Die Linksopposition suche angestrengt nach einer Stimme, die ihre potenzielle Zielgruppe tatsächlich erreichen könnte, konstatiert ein liberaler Kommentator. Ein regierungsfreundlicher Autor wiederum sagt mit Blick auf die nächsten Wahlen voraus, dass sich der Schwenk in Richtung Mitte für Jobbik als kontraproduktiv erweisen werde.
Aus der jüngsten Umfrage der unabhängigen Denkfabrik TÁRKI geht hervor, dass der Fidesz in den zurückliegenden zwei Jahren die Zahl seiner Anhänger um 20 Prozent habe steigern können. Damit erscheint eine Zweidrittelmehrheit im Ergebnis der im kommenden Frühjahr stattfindenden Parlamentswahlen als äußerst wahrscheinlich.
Die Sozialistische Partei sei in einer Abwärtsspirale gefangen, schreibt Gábor Gavra in Hetek. Ihren Ausgangspunkt sieht der Autor in einer ganzen Serie von Vertrauensbrüchen. Wen auch immer sie in den vergangenen sieben Jahren zum Parteichef gewählt hätten, diese Person sei rasch von internen Gegnern unschädlich gemacht worden – bis hin zum vorerst letzten Vorsitzenden, dem Szegediner Bürgermeister László Botka, der versucht habe, zumindest den Status der MSZP als mittelgroße Partei aufrechtzuerhalten. Auch er sei zum Rücktritt gezwungen worden. In diesem besonderen Augenblick habe der ehemalige Ministerpräsident und jetzige Vorsitzende der Demokratischen Koalition, Ferenc Gyurcsány, eine umfassende Zusammenarbeit mit der Sozialistischen Partei abgelehnt, obwohl Botka habe gehen müssen, weil er, Botka, nicht zur Kooperation mit Gyurcsány bereit gewesen sei. Gavra erklärt das Verhalten des DK-Vorsitzenden damit, dass Gyurcsány offensichtlich auf den Status als führende Kraft der Linken hoffe, während sich die MSZP zügig auf die Fünf-Prozent-Hürde zubewege. Das könne in einem relativen Sieg Gyurcsánys münden, jedoch würde das dramatische Scheitern der MSZP bei der anstehenden Parlamentswahl eine Katastrophe für die Linke in ihrer Gesamtheit bedeuten. Wahr sei, merkt Gavra an, dass die Linke weltweit ihre traditionelle Rolle als Hüterin der Interessen der Armen sowie der Mittelklasse aufgegeben habe, was ihre dürftigen Wahlergebnisse im Laufe des vergangenen Jahres erkläre.
Auch wenn Jobbik noch immer die zweitstärkste Partei in Ungarn sei, riskiere sie als Ergebnis ihres auf Linkswähler abzielenden politischen Richtungswechsels einen Verlust an Unterstützung, meint Péter Bándy in Demokrata. Er verweist auf eine aktuelle Untersuchung von Századvég, derzufolge Jobbik unter linken Wählern extrem unpopulär sei. Parteichef Gábor Vona habe in letzter Zeit versucht, linke Zielgruppen zu hofieren, um sie von MSZP und DK wegzulocken – Parteien, die er als Parteien des 20. Jahrhunderts bezeichnete – im Gegensatz zu seiner eigenen, die er für eine politische Kraft des 21. Jahrhunderts halte. Die Frage jedoch, ob sie einen Jobbik-Kandidaten wählen würden, hätten acht von zehn MSZP-Wählern verneint. Derweil sieht Bándy Vonas Unterstützung an seiner bisherigen, radikal rechts ausgerichteten Basis bröckeln, was bedeute, dass er nicht nur außerstande sei, neue Unterstützer auf der Linken zu gewinnen, sondern er dazu noch viele der Rechten verlieren könnte. Nach den Wahlen werde es Vona als Parteichef nicht mehr geben, sagt Bándy abschließend voraus.
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