Populismus von links verteidigt
27. Oct. 2017Ein linksorientierter Ökonom entlarvt eine – mit seinen Worten – „selbstgefällige liberale Theorie“. Ihr zufolge würden die Liberalen in Ungarn versagen, weil das Volk im Gegensatz zu den liberalen und hohen Standards westlicher Demokratien entsprechenden Eliten selbst rückständig sei.
Auf Mérce (Maßstab), einem brandneuen Nachrichtenportal, das mit Kettős Mérce (Doppelmoral) zusammenarbeitet, erinnert der Ökonom Zoltán Pogácsa daran, dass liberale Experten die ungarische Politik einst mit den vermeintlich europakonformen Ländern Tschechische Republik, Polen und Slowakei verglichen hätten. Allerdings sei dies jetzt, angesichts der aktuellen Veränderungen in diesen drei Staaten, nicht länger haltbar. Außerdem zeichneten sich ähnliche Entwicklungen auch in westlichen Kernländern ab. Mit Donald Trump als dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, so Pogácsa, wäre es höchste Zeit, die Schuld nicht mehr auf den gewöhnlichen Ungarn abzuwälzen. Der Autor wendet sich gegen Cas Mudde, den Populismus-Experten Nummer eins in der zeitgenössischen Fachwelt. (Der niederländische Politologe verurteilt den Populismus, da dieser fälschlicherweise behaupte, die Menschen seien im Gegensatz zu den „schmutzigen“ Eliten „sauber“ – Anm. d. Red.)
Der linke Wirtschaftswissenschaftler aus Ungarn geht tatsächlich davon aus, dass die Populisten mit Recht den Egoismus der Eliten anprangerten. Eliten gegenüber kritisch eingestellte Parteien würden deswegen immer erfolgreicher, weil die Einkommensunterschiede mittlerweile gewaltige Dimensionen erreicht hätten. Anstatt mit dem Finger auf den gewöhnlichen Ungarn zu zeigen, „sollten wir besser die wahren Ursachen des Populismus untersuchen“, fordert Pogácsa abschließend.
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