Kommt es zu einem Wahlbündnis zwischen der Linken und Jobbik?
21. Nov. 2017Ein regierungsnaher Autor sieht im Jobbik-Vorsitzenden Gábor Vona einen scheinheiligen Verkäufer, der seine Partei an die Linke zu verkaufen suche. Grund dafür sei ein verzweifeltes Bemühen Vonas um eine Verbesserung seines Ergebnisses bei den 2018 anstehenden Parlamentswahlen.
Der regierungskritische Aktivist Márton Gulyás hat am Sonntag angekündigt, dass seine Bewegung KOM (Unser aller Land) sämtliche 106 Wahlkreise überprüfen werde, um die populärsten Oppositionskandidaten herauszufiltern. Im Anschluss sollten die gegen die amtierende Regierung eingestellten Wähler zu einer Stimmabgabe für diese Personen ermutigt werden. Am Vortag hatte DK-Chef Ferenc Gyurcsány geäußert, dass seine Partei möglicherweise nicht gegen alle Jobbik-Kandidaten antreten werde. Voraussetzung sei, dass die Bewerber der Rechtspartei in dem fraglichen Wahlkreis eine Siegeschance hätten sowie ihre Ansichten und Taten als „anständig“ bezeichnet werden könnten. Unterdessen riet die liberale Philosophin Ágnes Heller der Linken zu einem Bündnis mit Jobbik als der einzigen Möglichkeit, die amtierende Regierung im nächsten Jahr zu besiegen. Vona hatte vergangene Woche ein jüdisches Kulturzentrum in Budapest besucht, wo er von einem altgedienten linksliberalen Journalisten interviewt wurde. Offiziell lehnen die Linksparteien eine Allianz mit Jobbik – noch – ab.
Für Áron Nagy ist es eine recht eigenartige Tatsache, dass Ágnes Heller offenbar ausdrücklich die früher von Jobbik verwendete antisemitische Sprache und sogar die jüngsten respektlosen Äußerungen von Jobbik-Politikern über den Holocaust ignoriere. Einer von ihnen, so Nagy in der regierungsnahen Tageszeitung Magyar Idők, habe sich sogar über „einen exzessiven jüdischen Einfluss auf Politik und Wirtschaft“ beklagt. Der Kommentator schildert dann Vonas Auftritt im Budapester Spinoza-Haus. Dort habe er seinem Publikum erklärt, dass Ministerpräsident Orbán rechter eingestellt sei als er selbst, und sich zugleich im Namen seiner Partei von früheren rassistischen Tendenzen distanziert. In einer sarkastischen Schlussbemerkung pflichtet Nagy Vona bei, der geäußert hatte, seine Anwesenheit im Spinoza-Haus sei Teil der ersten Phase eines Marketingprozesses, bei dem der Verkäufer versuche, Vertrauen unter den Käufern zu bilden.
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