MSZP: Wohin sollen wir gehen?
9. Jun. 2018Ein Kolumnist des linken Spektrums ruft die Sozialisten dazu auf, mit liberalen kapitalistischen Positionen zu brechen und sich einer patriotisch gesinnten Sozialdemokratie zuzuwenden. Ein ebenfalls linksorientierter liberaler Analyst hingegen vertritt die Ansicht, dass eine Sozialdemokratie ohne Liberale nicht denkbar sei.
Gyula Hegyi fordert in einem Beitrag für Népszava die MSZP dazu auf, dem Liberalismus abzuschwören und sich stattdessen für patriotische und demokratische Werte zu entscheiden. Anstatt den Interessen weltweit agierender Eliten zu dienen und mit den städtischen Liberalen Ungarns zusammenzuarbeiten, sollten die Sozialisten besser die Landbevölkerung ansprechen, so der frühere MSZP-Parlamentsabgeordnete. Im weiteren Verlauf seines Artikels wirft Hegyi dem Fidesz vor, er schanze multinationalen Unternehmen lukrative Geschäfte zu und errichte ein Feudalsystem, während gleichzeitig auf eine extrem nationalistische Rhetorik zurückgegriffen werde. An die Stelle eines derartigen säbelrasselnd-nationalistischen Gezeters sollte die MSZP dagegen die Interessen der Durchschnittsungarn ins Visier nehmen und sie vor den globalen Eliten schützen. Anstatt sich hilfesuchend an die Liberalen zu wenden, sollten die Sozialisten ihre Fühler in Richtung Nichtregierungsorganisationen und Bewegungen ausstrecken, die den Fidesz ebenso ablehnen würden wie den liberalen Kapitalismus, so Hegyi.
Ebenfalls in Népszava bezeichnet Róbert Friss die Ratschläge Hegyis als extrem fehlgeleitet. Sozialdemokratie sei per definitionem liberal, meint der linksliberale Autor. Um eine wirkliche sozialdemokratische Partei zu werden, sollte die MSZP zunächst die liberale Demokratie wiederherstellen. Dies vor allen Dingen, fügt Friss hinzu, denn ohne die liberalen Wähler für sich zu gewinnen, habe die MSZP keine Chance auf einen Sieg über den Fidesz. Auch Friss ist der Ansicht, dass die Linke patriotischer sein sollte, doch gleichzeitig hält er Hegyis kapitalismus- und sogar EU-kritische Rhetorik für verstörend. Laut Fiss kann der Fidesz nur in einer immer stärker integrierten Europäischen Union unter Kontrolle gehalten werden.
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