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Botschafter Frankreichs nach Orbán-freundlichem Memo ausgetauscht

18. Jul. 2018

Ein konservativer Autor vertritt die Auffassung, dass sich das französische Außenministerium selbst geschadet habe, als es eine vertrauliche Nachricht seines Budapester Botschafters durchsickern ließ. In dem Schreiben hatte der Diplomat eine veränderte Einstellung Frankreichs zum ungarischen Ministerpräsidenten vorgeschlagen.

In seinem vertraulichen Memo an seine Vorgesetzten in Paris beschreibt Botschafter Eric Fournier Ministerpräsident Viktor Orbán als einen echten Konservativen, der sich angesichts einer Welle von „Hungarophobie“ im Fadenkreuz der internationalen Medien befinde. Ungarn sei ein Vorbild im Umgang mit illegalen Migranten und Populismusvorwürfe an die Adresse Orbáns seien mediale Erfindungen. Indem die französischen Medien Ungarn des Antisemitismus bezichtigten, würden sie die Aufmerksamkeit vom unter den Muslimen in Frankreich und Deutschland verbreiteten „echten Antisemitismus“ ablenken, schreibt Fournier weiter und schlägt vor, dass Frankreich in Gesprächen über den und mit dem ersten Mann Ungarns einen positiveren Ton anschlagen sollte. Kaum war das Memo an die Internetzeitung Mediapart durchgesickert, wurde Fournier von Präsident Macron seines Postens enthoben. Gäste der anlässlich des Jahrestags der Revolution von 1789 am 14. Juli veranstalteten traditionellen Gartenparty in der Residenz des französischen Botschafters wurden bereits von seinem Nachfolger empfangen, der aufgrund der Dringlichkeit seiner Entsendung nach Budapest noch gar keine Zeit hatte, sich vom ungarischen Außenministerium akkreditieren zu lassen.

Im Onlinewochenmagazin Heti Válasz bezeichnet Gergely Pröhle das Durchstechen einer vertraulichen Mitteilung als beispiellos in der Geschichte der legendären französischen Diplomatie. Aus dem Streit um die ungarische Migrationspolitik oder die Frage, ob der ersetzte Botschafter richtig oder falsch lag, hält sich Pröhle heraus. Ihm geht es um die Feststellung, dass Diskretion auf dem Parkett der Diplomatie elementar und unverzichtbar sei. Pröhle – früher ungarischer Botschafter in Berlin und in der Schweiz sowie rund ein Jahrzehnt Staatssekretär im Außenministerium – erklärt, dass es Ausländern künftig schwerfallen dürfte, mit französischen Diplomaten in aller Aufrichtigkeit zu sprechen, wenn sie nicht sicher sein könnten, dass das später vom Botschafter an sein Außenministerium, dem Quai dʼOrsay, Berichtete tatsächlich vertraulich behandelt werde. Derlei Zweifel seien auch vor acht Jahren aufgetaucht, als Wikileaks US-Diplomatendepeschen ins Netz gestellt habe. Immerhin sei dies seinerzeit vom State Department nicht beabsichtigt gewesen – im Gegensatz zum aktuellen Fall. Das französische Außenministerium, so Pröhle abschließend, „hat sich selbst ins Bein geschossen“.

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