Streit um die Geschlechterforschung geht weiter
15. Aug. 2018Nach einigen kritischen Stellungnahmen konservativer Kommentatoren (siehe BudaPost vom 13. August) spaltet der Plan der Regierung, die sogenannten „Gender Studies“ zu verbieten, nun die Medien entlang der üblichen politischen Zweiteilung. Oppositionsnahe Kolumnisten bezeichnen das geplante Dekret als diktatorisch, während regierungsfreundliche Autoren die Geschlechterforschung für ein sinnloses Thema halten.
In der linken Tageszeitung Népszava weist Tamás Bihari die offizielle Erklärung zurück, wonach der Arbeitsmarkt keine Absolventen des Studiengangs Geschlechterforschung gebrauchen könne. Der wahre Grund für den Erlass liege in den „diktatorischen Tendenzen“ der Regierung, da Diktaturen der Sozialwissenschaft in den meisten Fällen misstrauen würden, denn, so Bihari, sie lieferten eine Analyse sozialer Realitäten.
Auch in den Augen von Zoltán Gábor Szűcs ist die offizielle Erklärung abwegig. In einem Beitrag für Mérce vertritt er die Auffassung, dass die Hochschulbildung keine fertigen Mitarbeiter, sondern gebildete und intelligente Erwachsene mit der Fähigkeit des selbständigen Denkens hervorzubringen habe. Andererseits warnt der linksliberale Autor auch davor, universitäre Lehrinhalte aus ideologischen Gründen vorzugeben.
Auf Mandiner schreibt György Szalma, dass jeder für Geschlechterkategorien ausgegebene Forint zum Fenster herausgeworfenes Geld sei. Geschlechterforschung stelle lediglich für eine winzige Minderheit ein wichtiges Thema dar. Entsprechend sollten keine öffentlichen Gelder zu ihrer Befriedigung bereitgestellt werden. Allerdings sei dies nicht der einzige nutzlose Studiengang im Angebot, notiert Szalma und äußert die Hoffnung, dass das Fach „Freie Künste“ umgehend folgen werde.
Gyula T. Máté kann einen direkten Zusammenhang zwischen Gender Studies und der LGBTQ-Bewegung erkennen. Auf dem regierungsnahen Internetportal Pesti Srácok räumt er ein, dass die Menschen ein verfassungsmäßiges Recht hätten, sich ihnen anzuschließen oder daran zu glauben. „Das allerdings ist eine politische Frage“, notiert Máté. Seiner Ansicht nach haben die Sozialisten „das werktätige Volk verraten“, während die Liberalen „die Menschenrechte kommerzialisiert haben“. Nunmehr hätten beide in LGBTQ-Themen und den Geschlechterstudien einen endgültigen Grund zur Rechtfertigung ihrer Existenz gefunden.
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