Über die ungarisch-russischen Beziehungen
26. Sep. 2018Im Rahmen von Analysen der häufigen Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ungarischen Regierungschef Viktor Orbán kommen zwei Forscher zu einer vergleichbaren Schlussfolgerung: Demnach würden beide Parteien versuchen, ihre jeweiligen nationalen Interessen zu vertreten, statt ein paar gemeinsamen Werten zu folgen.
Auf parameter.sk, einem in Bratislava ansässigen ungarischsprachigen Nachrichtenportal, widerspricht Balázs Jarábik dem „in Deutschland, Frankreich, Polen und den Baltischen Staaten“ geäußerten Verdacht, wonach Ministerpräsident Orbán gegenwärtig ein Bündnis mit Präsident Wladimir Putin schmiede. In seinem Kommentar zum jüngsten Treffen der beiden Staatslenker in Moskau letzte Woche listet der externe Wissenschaftler bei der Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden eine Reihe von Konflikten um Einfluss innerhalb der ungarischen Geschäftswelt auf, bei denen Orbán die nationalen Interessen Ungarns entschieden verteidigt habe. Es existiere keine „Werte-Allianz“ zwischen den beiden Seiten, betont Jarábik. Putin versuche, die Europäische Union zu spalten, während es Orbán um wirtschaftliche Vorteile gehe. (In offenbarem Widerspruch zum Inhalt des Artikels haben die Redakteure des Onlineportals die Analyse Jarábiks mit der Überschrift versehen: „Orbán im Netz Putins“.)
In Magyar Idők bezeichnet Dávid Jázsef Szabó die Haltung Orbáns gegenüber Russland als vom gesunden Menschenverstand vorgegeben. Ungarn wisse, dass von Russland möglicherweise auch eine Gefahr ausgehe, betrachte dessen ungeachtet den Riesen im Osten aber ebenso als einen unverzichtbaren Partner. Ungarn halte seine Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen für einen Schwachpunkt, erklärt der führende Forscher bei der regierungsnahen Denkfabrik Századvég. Folglich bemühe sich Budapest um eine Diversifizierung seiner Energiequellen – einschließlich künftiger Flüssiggasimporte via Kroatien sowie einer Forcierung der Solarenergieproduktion. Die Regierung sei nicht von der Zweckmäßigkeit von Wirtschaftssanktionen gegen Russland überzeugt, fährt Szabó fort. Doch zum Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum westlichen Bündnis setze sie diese Sanktionen ungeachtet des erheblichen Schadens durch, den die Strafmaßnahmen der ungarischen Wirtschaft zufügen würden.
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