Spitze der EVP erwartet Fidesz-Austritt
10. May. 2019Während führende Christdemokraten die Trennung des Fidesz von der Europäischen Volkspartei für eine praktisch ausgemachte Sache halten, fragt sich ein linksorientierter Analyst, ob die Abwendung von seinen nominellen Verbündeten Ministerpräsident Orbán tatsächlich etwas einbringen werde.
Die CDU-Vorsitzende und potenzielle Merkel-Nachfolgerin, Annegret Kramp-Karrenbauer, erklärte dieser Tage gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, sie erwarte den Austritt des Fidesz aus der Europäischen Volkspartei. Sie verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Ministerpräsident Orbán seine Unterstützung des EVP-Spitzenkandidaten im Rennen um den Posten als Chef der Europäischen Kommission zurückgezogen habe (siehe BudaPost vom 6. Mai). Nach Ansicht des EVP-Vorsitzenden Joseph Daul wird Orbán aus der EVP ausgeschlossen oder freiwillig gehen, sollte er seine Einstellung nicht ändern.
Eigenartig, dass Ministerpräsident Orbán im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament gegen „seine eigene Parteienfamilie“ kämpfe, gibt sich Zoltán Lakner in einem Beitrag für die Wochenzeitschrift 168 Óra erstaunt. Vermutlich tue er dies in dem Bestreben, die EVP zu einem Kurswechsel zu bewegen, damit sie sich mit rechten Kräften und nicht mit den europäischen Sozialisten verbünde. Allerdings stehe Orbán mit diesem Anliegen allein auf weiter Flur, denn keine einzige Führungspersönlichkeit der Christdemokraten unterstütze ihn. Ganz im Gegenteil, so Lakner weiter, während Orbán den „rechtsextremen Parteien“ immer näher komme, nehme der Abstand zu seinen ehemaligen konservativen Verbündeten immer weiter zu. Der linke Analyst ist sich noch nicht ganz sicher, ob diese Strategie Orbán mehr einbringen werde als das, was er mit einer Abkehr von den christdemokratischen Führern Europas verlieren dürfte.
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