Weitere Kommentare zum Sturz Straches
22. May. 2019Während sich Österreich nach dem Ende der Regierungskoalition aus ÖVP und FPÖ auf vorgezogene Neuwahlen vorbereitet, analysieren ungarische Medien weiterhin den Skandal um das heimlich aufgenommene Video, das den – mittlerweile einstigen – Chef der Freiheitlichen Partei beim Klüngeln mit einer vorgeblich russischen Oligarchennichte zeigt.
Zoltán Ceglédi geht davon aus, dass die ungarische Regierung einen ähnlichen Skandal schadlos überstehen würde. Zur Begründung seiner These verweist Ceglédi auf dem Internetportal des Wochenmagazins Heti Világgazdaság auf die größere Kontrolle, die die Regierung über die hiesige öffentliche Meinung ausübe. Es spreche doch für sich, dass der führende Politiker der österreichischen Nationalisten und Vizekanzler, Heinz-Christian Strache, in dem seinen Sturz auslösenden Video einen russischen Oligarchen um Hilfe gebeten habe, damit er eine Medienlandschaft ähnlich der in Ungarn vorherrschenden schaffen könne.
Auf Mérce kritisiert Csaba Tibor Tóth die regierungsfreundliche Presse massiv, weil sie Straches auf Ungarn bezogene Aussage verschweige. Er notiert jedoch, dass die von der Regierung kontrollierte Nachrichtenagentur MTI die Angelegenheit erwähnt habe, allerdings lediglich mit einem einzigen Satz.
Mariann Őry wiederum ist überzeugt, dass Straches auf Video festgehaltenes Treffen mit einer ihm als Oligarchennichte präsentierten Russin von Kräften inszeniert worden sei, die einwanderungskritische Parteien in Europa hätten treffen wollen. In Magyar Hírlap widerspricht die der Regierung nahestehende Kommentatorin ungarischen Oppositionspolitikern, die Kanzler Kurz nach der Entlassung seines Koalitionspartners als moralische Autorität feiern. Kurz handele aus reinem Pragmatismus, wenn er versuche, sich von dem Skandal zu distanzieren, glaubt Őry.
In Magyar Nemzet bezeichnet Zsolt Bayer Strache als einen dilettantischen Politiker, der „dumm“ genug gewesen sei, auf eine billige Provokation hereinzufallen. Der nationalistische Spitzenpolitiker Österreichs sei von Geheimdiensten in eine Falle gelockt worden, die überall dort agierten, wo „das nationale Interesse mehrheitlich unterstützt wird“. Nach Ansicht des regierungsfreundlichen Publizisten müssen sowohl Ungarn als auch Russland auf ihrer Liste stehen.
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