Linksinternes Ringen um die Führungsrolle
17. Jun. 2019Nach dem Auftauchen von zwei neuen Linkskandidaten für das Amt des Budapester Oberbürgermeisters erörtern Kommentatoren aller politischen Richtungen die Chancen der Linken auf einen Sieg über den Fidesz bei den im Herbst stattfindenden Kommunalwahlen.
Die Demokratische Koalition und Momentum könnten mit der Nominierung eigener Bürgermeisterkandidaten für die Vorwahlen der Opposition Ende dieses Monats (siehe BudaPost vom 8. Juni) regierungskritische Wähler mobilisieren. Diese Ansicht vertritt die Redaktion von Magyar Narancs in ihrem allwöchentlichen Leitartikel. Laut der linksliberalen Wochenzeitung ist es gerechtfertigt, dass die beiden Parteien, die bei der Europawahl im linken Spektrum die meisten Stimmen gewonnen hatten, mit eigenen Kandidaten antreten. Klar, dass die Regierung und ihre Medien nunmehr versuchen würden, die linke Bürgermeistervorwahl als Zeichen für den auf Seiten der Opposition herrschenden Zwist darzustellen. Magyar Narancs ist jedoch zuversichtlich, dass der Führungswettbewerb die Linke stärken werde. Und falls ihnen kein großer Fehler unterlaufen sollte, könnten sie Budapest übernehmen, glauben die Leitartikler.
Auf Index kommentiert Gáspár Miklós Tamás den linksinternen Wettbewerb und bezeichnet ihn als geradezu „ekelhaft“. Nach Ansicht des radikal linken Philosophen geht es bei den Vorwahlen lediglich um Macht und Zugang zu Geldmitteln von Oppositionsparteien, die linke Slogans als Markenzeichen verwenden würden, aber schon lange eine authentische egalitäre Ideologie ad acta gelegt hätten. Für Tamás ist die Linke genauso machthungrig wie die derzeitige Regierung. Die Linke täte besser daran, überhaupt nicht anzutreten, als sich an der Legitimierung der „Diktatur“ des Fidesz zu beteiligen, schlussfolgert der Autor.
Károly Bán von der Tageszeitung Magyar Hírlap macht sich über die Opposition lustig, weil sie bislang keine konsensorientierten Kandidaten habe finden können. Der regierungsfreundliche Autor beobachtet, dass es den Linken bei den Europawahlen nicht gelungen sei, ihre Wählerbasis auszuweiten. Folglich wollten sie sich jetzt gegenseitig Wähler abspenstig machen, anstatt Unterstützer des Regierungslagers zu umwerben. Bán interpretiert die linken Vorwahlen in Budapest als Beweis für die Unfähigkeit der Linken, eine interne Verständigung zu erreichen.
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