Differenzen zwischen Varga und Matolcsy
21. Sep. 2019Finanzminister und Nationalbankpräsident vertreten in Sachen Geldpolitik unterschiedliche Ansätze. Vor diesem Hintergrund streiten linke und regierungsnahe Analysten heftig über die Lage der ungarischen Wirtschaft.
Finanzminister Mihály Varga hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass die ungarische Wirtschaft auf einen stabilen Forint angewiesen sei. Daraufhin erklärte Nationalbankchef György Matolcsy, dass sein Haus keinerlei Ziele für den Wechselkurs des Forint verfolge. In einer weiteren Stellungnahme sagte Matolcsy eine längere Niedrigzinsperiode voraus.
Miklós Bonta von der Tageszeitung Népszava rügt die Nationalbank, weil sie trotz der historischen Tiefststände des Forint gegenüber dem Euro (siehe BudaPost vom 4. September) keine klare Ansage zum Schicksal der Landeswährung mache. Nach Ansicht Bontas hat Matolcsy mit seiner Äußerung, er bevorzuge einen schwachen Forint, Spekulanten ermutigt. Der linke Kommentator räumt zwar ein, dass der Wechselkurs des Forint hauptsächlich von den Stimmungen auf globalen Finanzmärkten bestimmt werde, hält es aber dennoch für höchst problematisch, dass die Nationalbank keine klaren und beruhigenden Botschaften aussende. Gewiss, ein schwächerer Forint verbessere die Wettbewerbsfähigkeit Ungarns, bestätigt der Autor, fordert aber dessen ungeachtet die Einführung des Euro.
In Magyar Nemzet erinnert Gergely Kiss daran, dass die Kritiker der Regierung seit Jahren eine Abschwächung der ungarischen Konjunktur vorausgesagt hätten, denn das schnelle BIP-Wachstum ließe sich nicht aufrechterhalten. Dies, so die Vermutung kritischer Ökonomen, werde das Bildungs- und Gesundheitssystem beeinträchtigen, Renten abwerten, die Ungleichheit verstärken und den Interessen armer Bevölkerungsschichten schaden. Der regierungsnahe Kolumnist glaubt, dass sich keine der düsteren Prognosen bewahrheitet habe. Als Beispiele erwähnt Kiss die Dutzende von Millionen Forint, die der Staat Familien zwecks Erhöhung der Geburtenrate zur Verfügung gestellt habe, sowie das 6,5-prozentige BIP-Wachstum des Monats Juni. Angesichts dieser Zahlen hält Kiss es für unwahrscheinlich, dass die Ungarn den Regierungskritikern ihre pessimistischen Prognosen abkaufen würden.
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