Streit um Paks und die Klimaneutralität
5. Oct. 2019Ein linksorientierter Kommentator weist die Argumentation der Regierung zurück, der zufolge die Kernenergie Ungarn bei der Reduktion seiner Kohlendioxidemissionen hilft. Ein regierungsfreundlicher Kolumnist dagegen hält eine derartige Kritik für ideologisch motiviert, kurzsichtig und letztendlich irrational.
In Népszava kritisiert Miklós Hargitai Ministerpräsident Viktor Orbán und andere Regierungspolitiker für deren Behauptung, die geplanten neuen Blöcke im Kernkraftwerk Paks würden den ökologischen Fußabdruck Ungarns verringern. Der linke Kommentator weist darauf hin, dass Kernkraftwerke lediglich zwölf Prozent des in der EU erzeugten Stroms erzeugen und auch nur die Hälfte der EU-Mitgliedsländer überhaupt AKWs betreiben würden. Kernenergie mache einen intensiven Bergbau sowie umfangreiche Transporttätigkeiten erforderlich und sei daher nicht klimaneutral. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, benötige der Bau von Kernkraftwerken mehr Zeit, als für eine Umkehrung des Klimawandels sowie die Abwendung von dessen katastrophalen Folgen nötig sei, argumentiert der Autor des Artikels. Nicht zuletzt basiere die aktuell laufende Erweiterung von Paks auf einem neuen, bisher nicht getesteten Konstruktionsprinzip und sei daher möglicherweise nicht sicher, notiert Hargitai.
Károly Lóránt von Magyar Hírlap hingegen behauptet, dass die Kernenergie nach wie vor die beste verfügbare Option sei. Es existiere von Seiten der Wissenschaft kein klares Einvernehmen über die Rolle menschlicher Aktivitäten bei der globalen Erwärmung und noch weniger Sicherheit hinsichtlich der längerfristigen Auswirkungen des Klimawandels. Laut Lóránt verfolgen diejenigen, für die die globale Erwärmung ganz selbstverständlich durch menschliche Aktivitäten verursacht wird, eher ideologische als rationale Motive. Genau diese Menschen unterstützten auch die Migration. Im Hinblick auf die Klimaneutralität in der EU sagt Lóránt voraus, dass die Kohlendioxidemissionen in den Entwicklungsländern und den USA wahrscheinlich steigen würden. Daher werde alles, was die EU unternehme, keine nennenswerten Auswirkungen auf die globalen Entwicklungen haben, dabei jedoch gleichzeitig das europäische Wirtschaftswachstum beeinträchtigen. Zudem macht der Kommentator geltend, dass alternative Energien weitaus teurer seien als die Kernkraft. Abschließend vertritt Lóránt den Standpunkt, dass umweltpolitische Kritik an der Kernenergie ebenso irrational sei wie das Denken ehemaliger Kommunisten.
Tags: AKW Paks, Klimawandel, Umweltschutz