Europa – 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer
14. Nov. 2019Ein linker und ein konservativer Analyst lassen die vergangenen drei Jahrzehnte Revue passieren. Übereinstimmend stellen sie fest, dass der Optimismus der frühen 1990er Jahre verflogen sei und sich Europa in einer tiefen Krise befinde.
Europa habe offenbar seinen Glauben an die Demokratie verloren, der doch kennzeichnend für den Fall der Berliner Mauer gewesen sei, konstatiert Tamás Rónay in seinem für Népszava verfassten Rückblick auf die vergangenen drei Jahrzehnte. Der linksgerichtete Autor äußert die Befürchtung, dass das Erstarken populistischer Rechtsparteien die europäische Zukunft bedrohe. Solange gemäßigte Parteien nicht zusammenarbeiten würden, drohe die Gefahr eines europäischen Auseinanderbrechens, merkt Rónay an. Auch hält er es für beunruhigend, dass die Kernländer Europas – Deutschland, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Spanien – mit langanhaltenden politischen Krisen kämpften.
Europa sei sein Optimismus der 1990er Jahre verlorengegangen, schreibt Zoltán Heygi in Magyar Nemzet. Ungeachtet der nach dem Fall der Berliner Mauer aufkeimenden Hoffnungen auf ein vereintes Europa präsentiere sich der Kontinent noch immer durch tiefe unsichtbare Gräben gekennzeichnet, hält der konservative Kolumnist fest. Zur Enttäuschung vieler Menschen seien die gewaltigen historischen, ökonomischen und kulturellen Unterschiede zwischen Ost und West, Nord und Süd nach dem Ende des Kalten Krieges wieder zum Vorschein gekommen. Laut Hegyi ist es zwar betrüblich, dass in Europa aktuell Ängste vorherrschen würden, doch ungeachtet aller Unsicherheiten und Streitigkeiten gebe es heutzutage viel mehr Raum für Diskussionen und Zusammenarbeit als vor dem Fall der Berliner Mauer.