Horthy-Jubiläum facht erneut Geschichtsdebatte an
20. Nov. 2019Eine ehemals führende Politikerin des linken Spektrums wirft der Regierung vor, in die Fußstapfen des autoritären Zwischenkriegsregimes zu treten, während hingegen ein rechtsgerichteter Autor Miklós Horthy als unbestechlichen Patrioten bezeichnet.
„Natürlich handelt es sich bei Orbán und Horthy nicht um ein und dieselbe Person“, notiert Ildikó Lendvai. In einem Beitrag für Népszava erinnert die ehemalige Vorsitzende der Sozialistischen Partei jedoch daran, dass Horthy, als er (im November 1919) mit seinem weißen Pferd in Budapest eingeritten sei, die Hauptstadt „die sündige Stadt“ genannt habe. In diesem Sinne bezichtigt die Autorin die heutige Regierung, sie möge Budapest nicht, weil sie sich im Oktober einen Bürgermeister aus den Reihen der Opposition gewählt habe. Der Fidesz werde sich an den elf oppositionell geführten Städten rächen, so die Befürchtung Lendvais. Und so fordert sie zur Bildung eines „Bündnisses der freien Städte“ auf. Auch sollte eine „gemeinsame Medienplattform“ geschaffen werden – all dies mit dem Ziel, die Regierung von möglichen Untaten abzuhalten.
Auf Pesti Srácok kritisiert ein Blogger namens Aristo die Linke für ihre gegen Miklós Horthy gerichtete „Besessenheit“. Der Reichsverweser habe „Ungarn nach den auf den Ersten Weltkrieg folgenden Turbulenzen stabilisiert“. Aristo räumt ein, dass dem roten Terror von 1919 ein weißer gefolgt sei, macht aber geltend, dass Horthy diese Gräueltaten verurteilt habe. Dennoch lehnt er Pläne der Linken ab, in Reaktion auf die kürzlich wiedererrichtete und den Opfern des roten Terrors gewidmete Säule den Leidtragenden des weißen Terrors ein Denkmal zu setzen. Außerdem, so Aristo, sollte es drei Denkmäler für die Opfer des roten Terrors geben, denn eine zweite Welle habe es nach 1949 sowie eine dritte als Vergeltung im Fahrwasser der Revolution von 1956 gegeben.
Tags: Gedenken, Geschichtspolitik, Miklós Horthy