Liberaler Regisseur räumt sexuelles Fehlverhalten ein
28. Nov. 2019Ein regierungsfreundlicher Kommentator knöpft sich die Linke vor. Hintergrund ist deren fehlende Distanzierung von einem liberalen Regisseur, der sexuelle Belästigungen eingestanden hatte. Eine linke Kolumnistin wiederum hält es für unangebracht, politische Präferenzen von Sexualstraftätern anstelle ihrer Taten in den Fokus zu nehmen.
Péter Gothár, bekannter Filmregisseur und Drehbuchautor, hat öffentlich eingeräumt, eine Kollegin am József Katona-Theater belästigt zu haben. Gothár hatte bei den Parlamentswahlen 1994 für die Freien Demokraten (SZDSZ) kandidiert.
György Pilhál bezeichnet das Schweigen linker Politiker in dieser Angelegenheit für eigenartig. In Magyar Nemzet verweist der regierungsfreundliche Kommentator darauf, dass sie gewöhnlich Fidesz-Politiker, denen häusliche Gewalt vorgeworfen worden sei, umgehend verurteilt sowie an sämtlichen Demonstrationen zur Sensibilisierung des Themas sexuelle Belästigung teilgenommen hätten. Offenbar hätten Oppositionspolitiker keinerlei Bedenken, wenn ihren ideologisch Gleichgesinnten sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen werde, so Pilhál.
Krisztina Hompola von der Tageszeitung Népszava hingegen kritisiert die Regierungsmedien für deren Darstellung der Geschehnisse. Hompola stört sich vor allem an der Akzentuierung, dass es sich bei Gothár um eine linksliberale Person handele. Sexualstraftäter müssten für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden, unabhängig von ihrer politischen Gesinnung. Die linke Kolumnistin stellt fest, dass die Gothár beschimpfenden Regierungsmedien Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gewöhnlich heruntergespielt und Frauen sogar vorgeworfen hätten, ein solches Verhalten provoziert zu haben.
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