DK-Parlamentarier gibt wegen Pornoskandal sein Mandat auf
23. Dec. 2019Ein linksliberaler Kommentator lobt Zsolt Gréczy für seinen Rückzug aus dem Parlament, während ein regierungsfreundlicher Kolumnist andeutet, dass sein Parteichef dies wohl verlangt haben müsse.
Am Mittwoch vergangener Woche veröffentlichte das regierungstreue Internetportal Origo den Brief einer namentlich nicht genannten Frau, die den Parlamentsabgeordneten Zsolt Gréczy, Sprecher der Parlamentsfraktion der Demokratischen Koalition, bezichtigt, sie mit einer Reihe von pornografischen Fotos von sich selbst belästigt zu haben. Kurz darauf waren die Bilder auf einer praktisch unbekannten Webseite zu sehen. Gréczy legte zwei Tage später sein Mandat nieder. Parteichef Ferenc Gyurcsány erklärte daraufhin, er würde uns „auf andere Weise helfen“.
Auf Hírklikk begrüßt Péter Németh die Entscheidung Gréczys und argumentiert, falls die Opposition den Fidesz 2022 besiegen wolle, müsse ihr Team absolut fehlerfrei sein. Im Übrigen gibt sich der altgediente linksorientierte Kommentator davon überzeugt, dass die Kampagne gegen Gréczy vom Fidesz orchestriert worden sei. Sie ziele darauf ab, die Aufmerksamkeit vom Sexskandal des ehemaligen Győrer Bürgermeisters Zsolt Borkai abzulenken (siehe dazu BudaPost im Oktober und November). Németh räumt ein, dass Gréczy ihnen die Chance dazu „auf dem silbernen Tablett“ präsentiert habe. Dennoch seien die beiden Fälle „nicht miteinander vergleichbar“, da Gréczy nicht der Korruption verdächtigt werden könne. Abschließend sagt Németh voraus, dass der Fidesz die Sache nicht so bald fallen lassen dürfte, da sie eine viel wichtigere Zielperson zu Fall bringen wollten, nämlich den Parteivorsitzenden Ferenc Gyurcsány.
Auf Mandiner äußert sich István Joó überzeugt, dass Gréczy nicht aus freien Stücken zurückgetreten sei. Im Gegenteil, zwei Tage lang habe er versucht, sich als Opfer eines Hackers darzustellen. Der regierungsfreundliche Kommentator glaubt, dass es der Parteivorsitzende höchst persönlich gewesen sei, der den Abschied aus dem Parlament veranlasst habe, weil Gyurcsány – so Joó überaus sarkastisch – „erkannt hat, dass das Proletariat noch nicht reif ist für die sexuelle Revolution, die Gréczy symbolisiert“. Sowohl der Fidesz-Politiker Borkai als auch der DK-Mann Gréczy hätten sich als eines öffentlichen Amtes unwürdig erwiesen. Andererseits räumt der Kolumnist ein, dass auch die Veröffentlichung derartiger Bilder im Internet durchaus kein anständiges Verhalten darstelle.