Orbán sagt ein starkes Mitteleuropa voraus
18. Dec. 2019Kommentatoren ziehen gegensätzliche Schlussfolgerungen aus der Rede des ungarischen Ministerpräsidenten anlässlich des 30. Jahrestags der antikommunistischen Revolution im benachbarten Rumänien.
In Erinnerung an den Zusammenbruch des kommunistischen Regimes von Nicolae Ceaușescu in Rumänien, der vor 30 Jahren in der westrumänischen Stadt Timișoara seinen Anfang genommen hatte, erklärte Ministerpräsident Viktor Orbán: „Wäre es von den Westmächten abhängig gewesen, würden wir noch immer unter dem Kommunismus leben.” Doch die Völker Osteuropas hätten sich für einen Sturz der kommunistischen Herrschaft entschieden. Orbán umriss auch eine Zukunft, in der sich ein vereintes und partnerschaftliches Mitteleuropa auf Augenhöhe mit dem Westen befinden und sogar westliche Arbeitssuchende willkommen heißen werde.
In einer Talkshow des regierungsnahen Fernsehsenders HírTV bezeichnete András Bencsik die Zukunftspläne des Ministerpräsidenten als so überraschend wie realistisch. Viktor Orbán sei für seine kühnen Vorhersagen bekannt, „die sich in der Regel als richtig erweisen“, ergänzte der Publizist und fuhr fort: Es ließen sich bereits Zeichen einer Zukunft erkennen, in der Menschen aus Westeuropa auf der Suche nach Sicherheit und Wohlstand in Richtung Osten wandern würden.
Zoltán Lakner dagegen ist sich sicher, dass die Vorstellungen des Ministerpräsidenten von einer kompakten mitteleuropäischen und dem Westen gegenüberstehenden Allianz unrealistisch seien. Die vier Visegrád-Staaten beispielsweise, so Lakner im linksorientierten Klubrádió, stünden zwar in der Frage der massenhaften Einwanderung zusammen, verfolgten jedoch in zahlreichen anderen Bereichen unterschiedliche Interessen. So sei die Slowakei beispielsweise Mitglied der Eurozone. Diese Staaten würden sich ihre Bündnisse von Fall zu Fall suchen und dabei ihren eigenen Interessen folgen, prognostiziert Lakner.
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