Fall Index spaltet die Gemüter
28. Jul. 2020Der Opposition nahestehende Medien trauern um das Ende des ihrer Einschätzung nach führenden unabhängigen Nachrichtenportals, während ein regierungsfreundlicher Kommentator die Auffassung vertritt, dass es sich bei Index um eine entschieden die Interessen der Opposition vertretende Website gehandelt habe. Ein politisch in der Mitte angesiedelter Kollege hält es wiederum für fraglich, ob eine Zerschlagung von Index im Interesse der Regierung liegen würde.
444 veröffentlicht ein Faksimile der Titelseite der polnischen liberalen und oppositionsnahen Tageszeitung Gazeta Wyborcza, die eine Solidaritätsbotschaft an diejenigen Ungarn beinhaltet, die gegen „den Angriff auf die Pressefreiheit“ protestieren (siehe BudaPost vom 27. Juli).
Gergő Nefelejcs vergleicht das Ende von Index, „wie wir es kennen“, mit der atomaren Katastrophe von Tschernobyl. Diese habe, so der Autor auf Mérce, letzten Endes zur Implosion der Sowjetunion geführt. Menschen, denen ihre sarkastische Stimme genommen werde, dürften diese Regierung früher oder später abwählen, prophezeit Nefelejcs.
In seinem Blog auf der Webpräsenz von Hír TV widerspricht Bence Apáti entschieden der Einschätzung, bei Index habe es sich um ein unabhängiges sowie allen Seiten gegenüber gleichermaßen sarkastisch und kritisch eingestelltes Nachrichtenportal gehandelt. Das sei bis vor zehn Jahren so gewesen, argumentiert Apáti. Doch unter Szabolcs Dull habe sich Index zu einem offenen Unterstützer der Opposition entwickelt. (Die vergangene Woche erfolgte Entlassung von Dull als Index-Chefredakteur hatte die Rebellion der großen Mehrheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgelöst – Anm. d. Red.)
Nach Ansicht von Gábor Kardos war die Regierung mit Index in seiner bisherigen Form nur allzu glücklich. Immerhin seien die eigentlichen Eigentümer ihre Verbündeten und hätten die oppositionell ausgerichtete Website unter Kontrolle gehalten, schreibt der Kommentator auf Azonnali. Wenn überhaupt, so seine Schlussfolgerung, diene der Skandal eher den Interessen der politischen Opposition.
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