Ab September: Unterricht im Klassenzimmer
24. Aug. 2020Regierungsnahe Kommentatoren äußern sich zuversichtlich, dass die Schulen in Ungarn ohne Gefahr für Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal ihre Arbeit wieder aufnehmen können. Eine linke Kolumnistin hingegen bezweifelt, dass die Schulen Abstandsregeln und Hygienevorschriften tatsächlich werden durchsetzen können.
Nach Angaben der Regierung soll ab 1. September der Regelunterricht wieder beginnen, da die niedrigen ungarischen Infektionsraten eine Aussetzung des normalen Schulbetriebs nicht erforderlich machen würden. Die Schulen müssen sich jedoch an ein striktes Reglement halten, um neuerliche Ausbrüche der Pandemie zu vermeiden. Darüber hinaus dürfte ab September der Reiseverkehr in das südeuropäische Ausland strenger reguliert werden. Wie Ministerpräsident Viktor Orbán am Freitag mitteilte, soll damit die Einschleppung des Coronavirus aus denjenigen Ländern verhindert werden, die von der zweiten Coronawelle bereits massiv betroffen sind.
Dávid Megyeri von Magyar Nemzet ist zuversichtlich, dass sich Schüler, Eltern und Lehrkräfte an die Hygienevorschriften halten und die Wiedereröffnungen der Schulen damit zur Erfolgsgeschichte würden. Die gegenwärtige Situation dürfte das Pflichtgefühl der jungen Schülerinnen und Schüler stärken, sodass sie stets die Bedürfnisse und Interessen anderer und ihrer Gemeinschaften im Auge behalten würden, notiert der regierungsfreundliche Kommentator.
Auch der Chefredakteur von Magyar Demokrata ist der Meinung, dass der Erfolg der Wiederaufnahme des Schulbetriebs von der Bereitschaft der Ungarn abhängen werde, Abstandsregeln sowie andere Vorschriften zu beachten. Die Maßnahme sei für das Wirtschaftswachstum unerlässlich, da Eltern angesichts zuhause bleibender Kinder nicht arbeiten könnten, notiert András Bencsik. Da sich die Ungarn bisher an die Notstandsbestimmungen gehalten hätten, werde die Wiederaufnahme des Unterrichts im Klassenzimmer keine weitere Welle der Coronavirus-Epidemie auslösen, gib sich der konservative Publizist optimistisch.
In einem für Népszava verfassten Kommentar bezweifelt Erika Gulyás, dass die Schulen angemessene Abstandsregeln und Hygienevorschriften werden durchsetzen können. Die Schulen würden nicht über die räumlichen Kapazitäten verfügen, um Klassenverbände halbieren zu können. Die linke Autorin spekuliert daher, dass viele Eltern es vorziehen würden, ihre Kinder daheim zu lassen und sie stattdessen für den Internet-Fernunterricht anzumelden. Auch kritisiert Gulyás die Regierung, weil diese Modalitäten für den Online-Unterricht nur für den Notfall ausarbeite, dass die Schulen wegen einer zweiten Coronavirus-Welle erneut schließen müssten.
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