Ungarn inmitten der zweiten Pandemiewelle
15. Sep. 2020Angesichts steigender Coronavirusinfektionszahlen und der Verkündung neuer Maßnahmen seitens des Ministerpräsidenten zur Eindämmung der Epidemie drängen Analysten auf striktere Maßnahmen bei der Einhaltung von Abstandsregeln sowie auf noch mehr Tests.
Die Coronavirusinfektionsrate hat in den vergangenen Tagen immer neue Höchstwerte erreicht. Vor diesem Hintergrund hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán am Samstag in einem Interview mit dem staatlichen Informationsprogramm M1 seine Landsleute aufgefordert, das Abstandsgebot sowie andere Vorschriften zu beachten, um die Epidemie auf diese Weise eindämmen zu können. Orbán sagte, die ungarischen Krankenhäuser seien auf eine weitere Viruswelle vorbereitet. Sämtliche auf medizinische Hilfe angewiesenen Personen würden versorgt werden. Weiterhin wolle die Regierung die Schulen offen und die Wirtschaft am Laufen halten. Der Regierungschef verwies darauf, dass es das vorrangige Ziel seines Kabinetts sei, die Zahl der Todesopfer so gering wie möglich zu halten, anstatt sich lediglich auf die Infektionsrate zu fokussieren. Personen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften keine Masken trügen, werden laut Orbán künftig bestraft. Darüber hinaus werde allmorgendlich die Temperatur von Schülerinnen und Schülern kontrolliert.
In einem Artikel, der kurz vor den erwähnten Ausführungen von Ministerpräsident Orbán auf Portfolio veröffentlicht wurde, äußern Gergely Csiki, József Hornyák und István Madár die Vermutung, dass die sich abzeichnende zweite Coronaviruswelle gravierendere Ausmaße annehmen werde als die erste. Die Wirtschaftsexperten gehen von einer steigenden Zahl an Krankenhausaufenthalten aus. Zwar stünden genügend Betten zur Verfügung, doch könnten die Krankenhäuser aufgrund des Mangels an Ärzten und Pflegepersonal möglicherweise nicht in der Lage sein, einen massiven Anstieg zu bewältigen, insbesondere, wenn das Virus erneut Krankenschwestern und Pfleger treffen sollte. Es wäre entscheidend, die Reproduktionsrate unter die aktuell geschätzten zwei bis zweieinhalb Prozent zu drücken. Um das zu erreichen, müssten entschiedenere Maßnahmen im Sinne des gegenseitigen Abstandhaltens ergriffen werden. Darüber hinaus sei noch mehr zu testen, so die Forderung der drei Fachleute.
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