George Clooney kritisiert ungarische Regierung
26. Nov. 2020Ein linksorientierter Kommentator pflichtet dem US-amerikanischen Schauspieler George Clooney bei, wenn er die ungarische Regierung als ein Paradebeispiel für autoritären Hass bezeichnet. Ein linker Blogger und konservative Stimmen hingegen äußern divergierende, aber gleichermaßen entgegengesetzte Meinungen.
In einem Interview mit dem GQ-Magazin hat Schauspieler George Clooney den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán als ein Beispiel für den zunehmenden autoritären Zorn und Hass in der Welt angeführt. Die Regierung wies die Vorwürfe als haltlos zurück. Ein Sprecher erklärte: Clooney sei zwar ein guter Schauspieler, verfüge aber nur über sehr begrenzte Kenntnisse hinsichtlich ungarischer Angelegenheiten. Zudem behauptete er, bei Clooney handele es sich um einen Mitstreiter von George Soros. István Vágó hingegen verwies darauf, dass George Clooney Mitglied des US Council on Foreign Relations sei. Folglich müssten seine Worte ernst genommen werden, betonte der Politiker von der Demokratischen Koalition.
In einem vom Klubrádió gesendeten Kommentar springt Mihály Hardy Clooney zur Seite und bezeichnet seine Analyse als zutreffend. Der linke Autor vertritt die Auffassung, dass Clooney mit seiner Behauptung Recht habe, wonach die Regierung kritische Medien zum Schweigen bringen und die Behörden dazu missbrauchen wolle, sowohl Geschäftsleute als auch Minderheiten zu schikanieren, um rechtsextreme Wähler von sich zu überzeugen. Für Hardy ist es ein höchst alarmierendes Zeichen, dass sich ein berühmter US-Schauspieler über die zunehmende Unterdrückung in einem kleinen und weit entfernten Land besorgt äußert.
Auf Látószög bezeichnet Frank Füredi Clooneys Einmischung als einen Fall von Kulturimperialismus. Der in Ungarn geborene und in Großbritannien lebende Soziologieprofessor hält Clooneys Vorwurf angesichts eigener häufiger Ungarn-Visiten für unbegründet und empfiehlt Clooney, seinem eigenen Rat zu folgen, nämlich „nach Ungarn zu reisen“ und dabei vielleicht seine Worte zu überdenken. Wenn der Schauspieler allerdings dem Hass begegnen wolle, müsse er die Vereinigten Staaten gar nicht verlassen und lediglich einige Zeit mit der Black Lives Matter-Bewegung verbringen, schlägt Füredi vor. Obwohl er das Leben in Budapest als relativ entspannt wahrnehme, gehe er davon aus, dass weitere Hollywood-Prominente ihr Prestige in die Waagschale des globalen Kulturkampfes gegen Ungarn werfen dürften.
In einem sarkastischen Facebook-Post verspottet der altlinke Blogger András Jámbor die Opposition, die ihre Hoffnungen in einen Hollywood-Filmstar setzen und ihn für einen Quasi-Messias halten würde, anstatt sich auf Probleme zu konzentrieren, die für die Ungarn wirklich wichtig wären – unter anderem Arbeitslosigkeit und Armut.
Der konservative Publizist Gábor Bencsik hält es für einen Fehler der Regierung, auf die Äußerungen von George Clooney zu reagieren. Es komme überhaupt nicht darauf an, was ein amerikanischer Schauspieler über Ungarn sage, so Bencsik. Indem die Regierung seine Kritik ernst genommen habe, habe sie suggeriert, dass Clooneys Meinung wichtig sei.
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