Ungarn nimmt 2,5 Milliarden Euro Kredit auf
25. Nov. 2020Ein unabhängiger Finanzanalyst stimmt mit dem ungarischen Ministerpräsidenten darin überein, dass sein Land auch ohne den gemeinsam mit Polen blockierten EU-Wiederaufbaufonds billige Kredite aufnehmen und Ungarn auf diese Weise finanzieren könne.
Könnte Ungarn über den von der EU vorgeschlagenen Wiederaufbaufonds billigere Kredite erhalten?, fragt Károly Beke. Auf dem Wirtschaftsnachrichtenportal Portfolio erinnert der Finanzexperte daran, dass Ungarn in der vergangenen Woche Anleihen im Wert von 2,5 Milliarden Euro zu historisch niedrigen Zinssätzen verkauft habe (eine zehnjährige Anleihe im Wert von 1,25 Milliarden Euro mit einem jährlichen Zinssatz von 0,5 Prozent sowie eine mit 30 Jahren Laufzeit im Wert von 1,25 Milliarden Euro bei einer Rendite von 1,5 Prozent). Diesen Vorgang habe Ministerpräsident Viktor Orbán als Beweis dafür interpretiert, dass Ungarns Wirtschaft stabil sei und das Land auch ohne die Hilfe aus Brüssel Kredite erhalten könne.
Beke vertritt die Ansicht, dass die Zinssätze auf die Errungenschaften der ungarischen Wirtschaft zurückzuführen seien, schränkt jedoch ein, dass die gleichen Darlehen etwas billiger sein könnten, falls Ungarn sie über den EU-Wiederaufbaufonds erhalten sollte. (Dieser Fonds könnte bekanntlich von Polen und Ungarn blockiert werden, sollte in der Frage der umstrittenen Rechtsstaatskonditionalität von EU-Mittel keine Einigung erzielt werden, siehe z.B. BudaPost vom 19. November – Anm. d. Red.)
Beke stellt jedoch fest, dass der ungarische Staat noch vor der Fälligkeit von Staatsanleihen im Jahr 2021 neue Kredite benötigen würde und daher ohnehin nicht warten könne, bis noch billigere Kredite über die EU verfügbar seien. Die Regierung würde es vielleicht auch vorziehen, einen kleinen Aufschlag für Kredite zu zahlen, die nicht an die Rechtsstaatskriterien der EU gebunden seien, notiert Beke.
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