Obama vergleicht Ungarn mit den Philippinen
13. Jan. 2021Eine regierungsfreundliche Kommentatorin sowie ein in der politischen Mitte beheimateter Beobachter weisen die Ansicht des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama zurück, wonach Ungarn in der Auseinandersetzung zwischen guter und schlechter Herrschaft auf der falschen Seite stehe.
In einem Interview zu seinem kürzlich erschienenen Buch (A Promised Land / Ein verheißendes Land) hat Barack Obama die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als Beispiel einer humanen Führungspersönlichkeit dargestellt, denn sie sei bereit, einen politischen Preis dafür zu zahlen, dass sie eine Million notleidende Migranten ins Land gelassen habe. Im Gegensatz dazu vertrete der scheidende Präsident Donald Trump einen „Top-Down-Führungsstil“, bei dem die Menschen den Entscheidungsträgern untergeordnet seien. Der Wettstreit zwischen diesen beiden endet laut Obama jedoch nicht mit Trumps Auszug aus dem Weißen Haus, „denn Beispiele dafür kann man auf den Philippinen, in Ungarn und in einer Vielzahl von Ländern in Afrika und Asien beobachten“.
Mariann Őry von Magyar Hírlap hält Obama entgegen, dass Angela Merkel ohne vorherige Konsultation ihrer Landsleute entschieden habe, die Tore für die Massenmigration zu öffnen. Ungarn dagegen habe ein Referendum und wiederholte landesweite Konsultationen zur Migrationsproblematik durchgeführt. Den von Barack Obama angestellten Vergleich zwischen den Philippinen, afrikanischen und asiatischen Ländern auf der einen und Ungarn auf der anderen Seite bezeichnet die Kommentatorin als völlig unverhältnismäßig – und zwar in einem Ausmaß, „das selbst von einem über das Weltgeschehen nur mäßig informierten Hollywood-Star als peinlich empfunden würde“. (Eine Anspielung auf George Clooneys jüngste Kritik an der ungarischen Regierung, siehe BudaPost vom 26. November 2020.)
Mandiner gibt einen Facebook-Eintrag des ehemaligen LMP-Vorsitzenden András Schiffer wieder, der „bedauert“, dass Barack Obama 2009 „nicht so wählerisch“ gewesen sei, als er mit dem Diktator von Äquatorialguinea samt ihren jeweiligen Ehefrauen für ein Foto posiert habe. (Teodoro Obiang Nguema Mbasogo war 1979 nach der Ermordung seines Onkels und Amtsvorgängers an die Macht gekommen – Anm. d. Red.) Dabei handele es sich um den am längsten amtierenden Diktator der Welt, einen der grausamsten und korruptesten noch dazu, stellt Schiffer fest und schließt: Gewiss, Äquatorialguinea verfüge über eine der vielversprechendsten Kohlenwasserstoffreserven der Erde.
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