Trump-Boykott von Twitter & Co. hinterfragt
15. Jan. 2021Ein konservativer Kommentator bemerkt verblüfft, dass die großen Social-Media-Konzerne mittlerweile mächtiger seien als der Präsident der Vereinigten Staaten. Ein liberaler Analyst argumentiert, Donald Trump müsse die Schuld für das ihm Widerfahrene bei sich selbst suchen.
Social-Media-Dienste des Mainstream haben Konten von Präsident Trump gesperrt oder deaktiviert. Vor diesem Hintergrund notiert Lásló Bernát Veszprémy auf Mandiner: So sehe offenbar das Kräftegleichgewicht im 21. Jahrhundert aus. Der Historiker bezeichnet es als schockierend, dass die nicht gewählten und nicht rechenschaftspflichtigen Eigentümer von Facebook, Twitter, YouTube & Co. es sich leisten könnten, den gewählten und gerade erst 75-millonenfach unterstützten Präsidenten der Vereinigten Staaten von seinen Anhängern abzuschneiden. Gewiss, es handele sich um private Unternehmen. Aber sie erbrächten wesentliche Dienstleistungen und bildeten nicht einfach nur ein Monopol, sondern ein Kartell. Unter diesen Bedingungen, so Veszprémy, wäre sogar eine öffentliche Institution besser als Privateigentümer, die nicht ihren Vorstellungen entsprechende Personen aussperren würden.
Auch Áron Tábor bezweifelt das Recht privater Unternehmen, anhand ihrer eigenen Maßstäbe zu bestimmen, was sie im Netz erscheinen lassen und was nicht. Allerdings glaubt er, dass Donald Trumps rüde Rhetorik letztlich für das ihm nunmehr Widerfahrene verantwortlich sei. In einem Kommentar für das Wochenmagazin Magyar Narancs erinnert er daran, dass Trump vor einem Jahr eine Kundgebung von Waffenfanatikern auf dem Capitol Square in Richmond unterstützt habe. Dies erscheine im Nachhinein wie ein unheilvoller Vorbote dessen, was ein ganzes Jahr über noch passieren werde und mit dem Angriff auf den Capitol Hill in Washington letzte Woche sein Ende gefunden habe. Tábor zitiert mehrere Botschaften Trumps aus den vergangenen zwölf Monaten. (In diesen Tweets und Postings hatte Trump seine Anhänger dazu ermutigt, gewaltsam auf das zu reagieren, was ihm selbst als Angriffe erschienen war – Anm. d. Red.) Alles in allem habe die Rhetorik des Präsidenten dazu beigetragen, den in Amerika herrschenden Hass zu verschärfen, resümiert Tábor abschließend.
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