Ungarn nach wie vor entschieden EU-freundlich
9. Feb. 2021Eine einflussreiche Historikerin glaubt, dass die Mitgliedschaft in der Europäischen Union von den Ungarn als eine Art Wiedergutmachung nach der Sowjetherrschaft empfunden wird. Solange die EU eine Union souveräner Staaten bleibe, werde sie nicht zerfallen, notiert die regierungsnahe Wissenschaftlerin.
In einem Interview mit dem Wochenmagazin Demokrata erklärt die Historikerin Mária Schmidt, dass ihre Landsleute trotz der häufigen Konflikte zwischen der ungarischen Regierung und der EU-Elite noch immer der Europäischen Union angehören wollten.
Auf der Suche nach den Wurzeln dieser Konflikte wird Schmidt fündig: „Die Liebe der Ungarn wird vom Westen nicht erwidert.“ Sie ruft unter anderem in Erinnerung, dass sich der Westen nach dem Fall des Kommunismus mit den ehemaligen Kommunisten zusammengetan habe, um Ungarns Märkte und Medien zu übernehmen. Zudem sei die alte kommunistische Elite gegenüber dem Globalismus positiver eingestellt gewesen als der Großteil der Bevölkerung, was sie zu einem geeigneten Partner für westliche Investoren und Herrscher gemacht habe.
Angesichts der unvorhersehbaren Entwicklungen im Zuge der Corona-Krise sei es für Ungarn von außerordentlicher Bedeutung, nach den Wahlen im kommenden Jahr eine Regierung zu haben, die das nationale Interesse auf Grundlage einer breiten Unterstützung durch die Bevölkerung vertreten könne, betont Schmidt in dem Interview, das anlässlich des Erscheinens ihres jüngsten Buchs zum Thema 30 Jahre freies Ungarn geführt wurde.
Tags: EU, Mária Schmidt, Systemwandel, Ungarn