Népszava kritisiert Regierung wegen ihrer Pandemie-Strategie
9. Apr. 2021In einer ungewöhnlichen monothematischen Kommentarserie haben sich in der Donnerstagsausgabe der überregionalen, linksorientierten Tageszeitung fünf Autoren kritisch zum Umgang der Regierung mit der Pandemie geäußert.
Miklós Hargitai schiebt die Verantwortung für Ungarns weltweite Spitzenposition bei der Corona-Todesrate (im Verhältnis zur bekannten Zahl der Infizierten) der Regierung in die Schuhe. Dabei weist er die Ansicht des für das Gesundheitswesen zuständigen Ministers für Humanressourcen Miklós Kásler zurück, dem zufolge die Pandemie das System nicht im Geringsten erschüttert habe.
Auch der ehemalige sozialistische Gesundheitsminister Mihály Kökény kritisiert die Regierung. Allerdings bestreitet er die zuvor in Népszava geäußerte Ansicht eines liberalen Wirtschaftswissenschaftlers, wonach das vom damaligen liberalen Gesundheitsminister Mitte der 2000er Jahre vorgeschlagene System die Krise viel wirkungsvoller hätte bewältigen können. Kökény glaubt, dass die von seinem liberalen Nachfolger vorgeschlagene Reform für Chaos und größere Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung gesorgt hätte.
Big Pharma hindere die Krankenhäuser daran, billige antivirale Substanzen wie Ivermectin und Fluvoxamin gründlich zu testen, vermutet László Csuja. Ungarische Krankenhäuser hätten ermutigende Ergebnisse bei der Verwendung der erstgenannten Substanz gemeldet, allerdings nicht einmal versucht, auch letztere überhaupt nur zu untersuchen, beschwert sich der Kommentator. Währenddessen befänden sich die Anti-Corona-Substanzen von Big Pharma noch in frühen Teststadien.
Der Önologe Csaba Kuthi verteidigt die Europäische Union gegen die weit verbreitete, überwiegend von regierungsnahen Kreisen vorgebrachte Kritik an ihrer Impfstoffstrategie. Der koordinierte Einsatz der Impfstoffe habe sich als sicher und preisgünstig erwiesen – im Gegensatz zu den russischen und chinesischen Vakzinen, die in Ungarn auf Druck der Regierung zugelassen worden seien, wettert der Fachmann im Bereich Weinanbau.
China versuche durch die Lieferung von Anti-Corona-Impfstoffen an Länder in Afrika, dem Nahen Osten und Asien sowie an „bestimmte Mitglieder“ der Europäischen Union seinen eigenen globalen Einfluss auszuweiten, argwöhnt Dávid Simon. Währenddessen produziere Indien 60 Prozent aller weltweit verkauften Impfstoffe und stelle damit in Asien ein Gegengewicht zu China dar. Die Coronavirus-Pandemie habe also eine neue Phase der Umgestaltung der globalen Weltordnung eingeleitet, so Simon.
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