Leichtathletik-WM hängt in der (politischen) Schwebe
28. Aug. 2021Ein rechtsorientierter Kommentator wirft dem Budapester Oberbürgermeister Hochverrat vor. Der Hintergrund: Laut OB Gergely Karácsony soll der Beschluss über die Ausrichtung der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2023 in Budapest zurückgezogen werden. Ein linker Kommentator hält diese Entscheidung für umkehrbar. Dabei gehe es um die Frage, ob das von Karácsony favorisierte Projekt „Studentenstadt“ oder der von der Regierung gewünschte Bau des Campus einer chinesischen Universität verwirklicht werde.
Auf Vasárnap schreibt Kristóf Trombitás, dass Karácsony bisher nur ein „kleiner Verräter“ gewesen sei, denn er habe sich bislang lediglich in einen Chor der Opposition eingereiht, der im Falle eines Wahlsieges 2022 Spitzenfunktionären des Fidesz Korruptionsprozesse und hohe Gefängnisstrafen angedroht habe. Dies sei nur Wortgeklingel, aber jetzt werde der Bürgermeister mit seiner Absicht, das Projekt Leichtathletik-WM zu verhindern, zum „Verräter mit schwarzem Gürtel“. Nachdem er schon die Pläne zur Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 vereitelt habe (siehe BudaPost vom 25. Februar 2017), würde uns das „bolschewistische Gesindel“ ein weiteres Großereignis rauben, schäumt Trombitás.
György Sebes deutet an, dass die Entscheidung des Bürgermeisters nicht unumkehrbar sei. Karácsony sei kein Feind des Sports, erklärt der Kommentator auf Hírklikk. Vielmehr protestiere der OB gegen den Plan der Regierung, den Campus der chinesischen Fudan-Universität auf einem Areal zu errichten, auf dem die beiden Seiten ursprünglich Wohnheime und Dienstleistungseinrichtungen für Studenten hätten bauen wollen. Der Regierungsbeauftragte für Budapester Entwicklungsprojekte, so Sebes, habe versichert, dass trotz der beiden vom Parlament verabschiedeten Gesetzesentwürfe über den Fudan-Standort noch nichts endgültig entschieden sei. Demzufolge äußert Sebes die Hoffnung, dass sowohl in Sachen „Studentenstadt“ als auch hinsichtlich der Leichtathletik-Weltmeisterschaft noch eine Einigung erzielt werden könne.
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