Matolcsy warnt vor übereilter Euro-Einführung
6. Aug. 2021Nationalbank-Chef György Matolcsy hält die Einführung der EU-Gemeinschaftswährung zeitlich nicht für angezeigt. Ein linker Kommentator ist anderer Meinung, ein konservativer Wirtschaftswissenschaftler wiederum weist darauf hin, dass Ungarn den Euro ohnehin nicht schnell einführen könne, was den früheren sozialistisch-liberalen Regierungen zu verdanken sei.
In einem Meinungsbeitrag für Magyar Nemzet hat sich Nationalbankpräsident György Matolcsy gegen eine rasche Einführung des Euro ausgesprochen. Er argumentiert, dass es für Ungarn dadurch schwieriger werden würde, auf wirtschaftliche Krisen angemessen zu reagieren. Zudem habe die Einführung des Euro allen Ländern – mit Ausnahme von Deutschland und den Niederlanden – kurzfristig geschadet, unterstreicht Matolcsy.
In Népszava widerspricht Miklós Bonta den Bedenken des Nationalbankpräsidenten. Die Annahme, Ungarn könne wirtschaftliche Krisen mit Hilfe des Forint bewältigen, sei absurd. Als traurig bezeichnet der Kommentator aus dem linken Spektrum die Tatsache, dass eine Mehrheit der Ungarn die Ansicht vertrete, mit dem Forint ginge es den Menschen besser. Mit Blick auf erfolgreiches Krisenmanagement verweist Bonta darauf, dass die Nationalbank ihre Hoheit über die Notenpresse nutze, um das Wachstum anzukurbeln. In der Folge gehe die Inflation durch die Decke.
Csaba Szajlai begrüßt in einem Kommentar für Magyar Nemzet den von der Nationalbank losgetretenen Streit über eine Einführung des Euro. Für den konservativen Ökonomen ist es höchste Zeit, eine fundierte Debatte über die Vorteile und den Zeitpunkt eines Beitritts zur Eurozone zu führen. Auch stimmt er mit Nationalbankpräsident Matolcsy darin überein, dass eine hastige Euro-Einführung für ungarische Kleinunternehmen und sämtliche Exportfirmen einen Schock darstellen würde. Ungarn würde mehrere Jahre brauchen, um die Staatsverschuldung unter 60 Prozent des BIP zu drücken und auch die Inflationsrate deutlich genug zu senken, um den Kriterien der Eurozone zu genügen. In einer Nebenbemerkung lässt Szajlai durchblicken, dass sowohl die Verschuldungs- als auch die Inflationsrate unter den sozialistisch-liberalen Regierungen in die Höhe geschnellt seien – jenen Parteien also, die sich derzeit für eine überstürzte Euro-Einführung einsetzen würden.
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