Wo steht die Opposition? Meinungsumfragen widersprechen einander
18. Dec. 2021Auf der Grundlage noch unveröffentlichter, aber durchgesickerter Meinungsumfrageergebnisse wirft ein linkes Onlineportal der Opposition vor, die Initiative aufzugeben und ihren Vorsprung an die Regierenden zu verschenken, während die ebenfalls linksorientierte überregionale Tageszeitung Umfrageergebnisse veröffentlicht, die die Opposition vor dem Fidesz sehen.
Auf 444 fragt sich Péter Magyari, warum die Opposition vier Monate vor den Parlamentswahlen ihre Kampagne praktisch eingestellt habe. Seine Antwort: Die sieben Kräfte der vereinigten Opposition könnten sich kaum auf etwas dem Wahlvolk Anzubietendes verständigen – zumindest nicht in den verschiedenen von ihnen geschaffenen Programmausschüssen. Dem politischen Spitzenpersonal falle es gewöhnlich leichter, sich zu verständigen, notiert der Kolumnist. Derweil beklagt Magyari, dass laut einer von einem gemeinsamen Oppositionsausschuss in Auftrag gegebenen Umfrage der Fidesz von 46 Prozent der Bevölkerung unterstützt werde. Die Opposition hinke um 14 Prozentpunkte hinterher. Während die Opposition „praktisch nichts“ unternehme, würden 52 Prozent der Befragten die aktuelle Regierung im Amt halten wollen. Hingegen würden nur 43 Prozent die Wahl einer neuen Regierung vorziehen, beklagt Magyari.
Ákos Zoltai bezeichnet die von 444 veröffentlichten Zahlen als „überraschend“, da frühere Umfragen sowohl von regierungsnahen als auch von oppositionellen Meinungsforschern nur geringfügig unterschiedliche Popularitätswerte der beiden Blöcke ergeben hätten. In Népszava veröffentlicht der Autor neue Daten der linken Denkfabrik Publicus. Demnach liege die Opposition in der Gesamtwählerschaft mit 36 zu 32 Prozent vor der Regierungsseite. Publicus räumt jedoch ein, dass die Opposition seit dem nach einer Reihe von Vorwahlen erreichten Höchstwert einige Prozentpunkte eingebüßt habe. (Zur Erinnerung: Bei den Vorwahlen waren der Spitzenkandidat der Opposition sowie ihre jeweiligen gemeinsamen Bewerberinnen und Bewerber um die 106 Wahlkreismandate bestimmt worden. Zu den Vorwahlen siehe beispielsweise BudaPost vom 19. Oktober – Anm. d. Red.)