Opposition nominiert Péter Róna für das Präsidentenamt
21. Feb. 2022Kommentatoren sämtlicher politischer Couleur scheinen Péter Róna, den Kandidaten der Oppositionsparteien für das Amt des Staatspräsidenten, nicht für den idealen Bewerber zu halten. Dabei hätte wohl sowieso keine Persönlichkeit aus dem oppositionellen Lager eine Chance, von der parlamentarischen Fidesz-Mehrheit gewählt zu werden.
Miklós Hargitai ist der Meinung, dass Péter Róna ein „moralisch seriöser“ Präsidentschaftskandidat ist, politisch jedoch möglicherweise nicht die beste Wahl. Der linke Kommentator der Tageszeitung Népszava glaubt, dass die von der Regierungspartei nominierte Kandidatin Katalin Novák lediglich eine radikale Minderheit in Ungarn vertreten und als Präsidentin das Land zusätzlich spalten sowie die Politik des Fidesz legitimieren würde – eine Politik, die laut Hargitai ein Drittel der Ungarn in Armut halte. Róna hingegen vertrete Wähler aller politischen Ideologien, einschließlich der Konservativen. Hargitai hält es für einen großen Erfolg der Opposition, einen gemeinsamen Kandidaten gefunden zu haben. Dennoch vertritt er die Auffassung, dass es bessere Kandidaten gäbe, die ihre 15-minütige Rede im Parlament nutzen könnten, um eine alternative Vision zu der der Regierung vorzutragen.
Magyar Narancs bezweifelt, dass Péter Róna der ideale Kandidat für die Oppositionsparteien ist. In ihrem Leitartikel auf der ersten Seite konstatiert das linksliberale Wochenmagazin, dass Péter Márki-Zay den methodistischen Pastor und ehemaligen liberalen Europaabgeordneten Gábor Iványi als Präsidentschaftskandidaten habe aufstellen wollen. Die Oppositionsparteien hätten sich jedoch für Róna entschieden, dessen Name ursprünglich von Jobbik ins Spiel gebracht worden sei. Róna könne man absolut nicht als für dieses Amt qualifiziert bezeichnen, notieren die Leitartikler. Ihre Meinung ist eindeutig: Die Oppositionsparteien seien noch immer tief gespalten und könnten sich nicht auf einen Kandidaten einigen, der ihren gemeinsamen Zielen am besten dienen würde.
Gábor Iványi wäre die bessere Wahl gewesen, heißt es auch im ungezeichneten Leitartikel von 168 Óra. Das linke Nachrichtenmagazin ist der Meinung, dass Iványi die Regierung scharf hätte kritisieren können, da er früher einmal ein enger Freund von Ministerpräsident Orbán gewesen sei.
Auch Boróka Parászka beklagt die Personalie: Die Regierungsgegner hätten die Chance verpasst hat, Einigkeit unter Beweis zu stellen, kritisiert die linksorientierte Journalistin in Heti Világgazdaság. Stattdessen habe die Opposition erst nach einer langen internen Debatte einen Kandidaten auserkoren. Dieser Prozess habe ihre ideologischen Differenzen öffentlich sichtbar gemacht.
Der Chefredakteur von Élet és Irodalom, Zoltán Kovács, äußert sich enttäuscht, dass die Opposition die Nominierung als eine parteipolitische Angelegenheit betrachtet habe. Der liberale Publizist ist nicht davon überzeugt, dass Róna die Popularität der Opposition werde steigern können. Róna sei vom ehemaligen Präsidenten der Nationalbank, András Simor, scharf kritisiert worden, der ihn als unmoralischen, skrupellosen sozialen Aufsteiger bezeichnet habe, erinnert Kovács.
Péter Róna verfüge über keine richtige ungarische Identität, urteilt László Szőcs in einem Artikel für Magyar Nemzet. Der regierungsnahe Kolumnist erinnert an eine Aussage Rónas, der Ungarn 1956 als Kind verlassen hatte. Demnach fühle er sich in Oxford mehr zu Hause als in Ungarn. Szőcs fügt hinzu, dass Róna in den 1970er und 1990er Jahren kurzzeitig die US-Regierung – einschließlich der CIA – in Bezug auf ungarische Angelegenheiten beraten habe. Vor diesem Hintergrund bezeichnet der Kolumnist Róna als einen Kandidaten, der Ungarn, das sich in einem „Krieg um die nationale Identität“ befinde, nicht vertreten oder sich gar mit ihm identifizieren könne.
Zu viel Lärm um nichts, kommentiert Ádám Fekő auf Azonnali. Der liberale Kolumnist glaubt, dass die ungarischen Wähler sich nicht viel aus der Wahl des ungarischen Präsidenten machen würden, dessen Rolle hauptsächlich symbolischer Natur sei und der nur als „Influencer“ fungieren könne. Die Opposition hätte sich der Stimme enthalten sollen, anstatt einen 79-Jährigen als Vertreter progressiver Werte zu nominieren, fügt Fekő bissig hinzu.
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